Commerce Framework

Heute in der Computerwoche (S. 20): "E-Business-Plattform basiert auf Open Source"
Cowo
Vier lange Spalten über das Commerce Framework von SinnerSchrader Neue Informatik. Dieser Softwarebaukasten für Online-Shops ist bereits bei einer Reihe von Kundenprojekten im Einsatz, u.a. bei der SZ-Mediathek und bei simyo.

Das Framework verwendet Tools wie Ajax zur Umsetzung benutzerfreundlicher Web-Interfaces und das "Spring Framework" mit aspektorientierter Programmierung (AOP), die die Qualität und Wartbarkeit der Anwendung sicherstellen.

Die verschiedenen Komponenten können für jedes Projekt individuell zusammengestellt werden. Ein Beispiel:

Produktverwaltung: Mit Hilfe einer Metasprache lassen sich Produkt- und Kategorisierungstypen für das Business-Modell definieren. Hierbei kann auf Stilmittel wie Vererbung, Assoziation und Komposition zurückgegriffen werden. Die Metasprache definiert die Attribute der Produkte auch aus fachlicher Sicht, da sich Gültigkeitsbereiche und Darstellungsoptionen festlegen lassen.

Wer mehr wissen möchte: Thilo Horstmann erklärt es gern.

Nachtrag: Im Heftarchiv gibt es den Artikel im Volltext, kostet aber.

Goodbye Duttenhofer – hello Media Markt

Duttenhofer
"Media-Saturn kauft Duttenhofer", titelt die Main-Post nicht ganz zutreffend. Zwar gibt Duttenhofer sein Stammgeschäft in der Würzburger Innenstadt und seine drei unter der Zweitmarke Top 3 betriebenen Standorte in Bad Neustadt, Würzburg und Schweinfurt ab – dort allerdings erzielt Duttenhofer nur noch zehn Prozent seines Umsatzes.

Das Gros ihrer über 300 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet die "Traditionsfirma" (Main-Post) im europäischen Versandhandel unter sechs Marken, von denen Technikdirekt.de als Endkundenmarke die bekannteste sein dürfte. "Die größte Expansion", vermerkt lapidar die Website, "fand in den letzten zehn Jahren in diesem Bereich statt". Und:

Eng verbunden mit dem Erfolg des Versandhandels ist der professionelle
Auftritt im Internet. Jeder der sechs Versender präsentiert sich in
einem eigenen Internetshop mit zukunftsweisender Shoptechnik.

Man mag das Ende (und es ist ja eines, auch wenn Rolf Duttenhofer in der Main-Post erklärt, in Media-Saturn "einen Partner gefunden zu haben,
der die vier Märkte erfolgreich weiter betreiben wird und allen
Mitarbeitern eine Perspektive bietet") eines Lokalmatadors bedauern und die fortschreitende Uniformierung der Innenstädte beklagen. Doch es scheint eng zu werden für stationären Einzelhandel, der sich den Maximen "Ich bin doch nicht blöd" und "Geiz ist geil" verweigert. Und umgekehrt betrachtet: Duttenhofer ist auch nicht der erste Versandhändler, der seine Wurzeln im stationären Handel hat.

[Danke für den Hinweis an Björn Schotte!]

Gutes Timing

Amazon
Inmitten der nachrichtenarmen Zeit zwischen Weihnachten und Silvester lechzen die Medien nach Stoff. Und da in diesem Jahr kein Erdbeben die Lücke gefüllt hat, dürfen es gute Nachrichten aus dem Netzgeschäft tun. Genau zur richtigen Zeit kam da am zweiten Feiertag die Pressemitteilung von Amazon zwecks Feier des guten Weihnachtsgeschäfts. Und die frohe Botschaft lief auf allen Kanälen: Google News findet ungefähr 202 Ergebnisse zum Thema.

Mit dem Geschenkezähler hatte Amazon das Thema schon im November, genau einen Monat vor dem Fest, bestens vorbereitet. Der Zähler zeigte schlicht die Zahl sämtlicher seit dem 1. November bestellter Produkte an. Einfach, aber wirkungsvoll.

In der Summe zählte er bis Weihnachten weltweit über 108 Millionen bestellte Artikel. Läge der Durchschnittspreis pro Artikel bei 20 Euro, dann ergäbe das 2,1 Mrd. Euro Umsatz. Im dritten Quartal 2005 betrug der Umsatz 1,86 Mrd. US-Dollar. Für das vierte Quartal hatte Amazon im Oktober 2,86 bis 3,16 Mrd. US-Dollar angekündigt, für das Gesamtjahr 8,37 bis 8,67 Mrd. US-Dollar. Was seinerzeit für Enttäuschung sorgte.

Ebay 2.0

Etsy
Etsy is Ebay 2.0, meint Michael Arrington. Oder auch: P2P-Commerce with Tagging. Schade, dass P2P-Commerce dem an deutsche Sprache gewöhnten Ohr etwas seltsam klingt. Sonst hätte der Begriff die Chance, im nächsten Jahr Karriere zu machen.

Etsy ist bis jetzt eine Plattform für Handgemachtes, agiert also in einem Nischenmarkt. Aber denken wir uns diese Einschränkung einmal kurz weg, dann ist Etsy tatsächlich so etwas wie Ebay meets Web 2.0.

Tagging löst elegant das Problem der bei Ebay an allen Ecken knarzenden Ontologie. Natürlich gibt es trotzdem die gewohnten Kategorien und Powerseller-Shops. Sehr nett, wenn auch nur begrenzt nützlich ist die Zeitmaschine – sie zeigt an, was gerade aktuell eingestellt wurde.

E-Commerce 2006 wird viel mit Design und User Experience zu tun haben. Oder wie Robert Basic es formuliert

Was Flickr.com gestern war, wird Etsy.com morgen sein.

Rotierender Bär

Hse24
Gemeinhin gelten ja Tchibo und Teleshopping als Vorreiter in Sachen Impulskauf. Nun zeigt HSE24 auch im Online-Shop Produktvideos. Ich musste ziemlich lange suchen, bis ich ein Beispiel fand: den Weihnachtsbären 2005.
Das arme Tier rotiert im Video (ohne Ton!) auf einer Scheibe und bewegt
sich dabei etwas mechanisch… Idee gut, Ausführung eher schlicht.

Der Restbestand der Woche

Schon wieder Freitag. Also schnell weg mit allem, was weg muss hier auf dem Fischmarkt. Was habe ich da in meiner Kiste?

  • The End of Shopping The End of Shopping beschwor Walter Kirn am vergangenen Wochenende im Magazin der New York Times. Er beschreibt die denkbaren Konsequenzen einer einfachen Technologie: Mobilfunkgeräte mit eingebauten Barcode-Scannern, die einen Echtzeit-Preisvergleich via Internet erlauben. Das wahrscheinliche Resultat: Preisunterschiede und damit die Jagd nach dem Schnäppchen gehören der Vergangenheit an. Händler müssen andere Differenzierungsmerkmale suchen – oder gnadenlos den billigsten Preis anbieten. [Exciting Commerce]
  • Keyword Prices Tumble
    Um satte elf Prozent sind die Keyword-Preise im Suchmaschinenmarketing im November gegenüber dem Vorjahresmonat gefallen. Sagen jedenfalls die Zahlen von Fathom Online und berichtet Online Media Daily. Am stärksten gesunken sind die Preise in den Sparten Einzelhandel, Dienstleistungen für private Verbraucher und Finanzen. [Adverblog]
  • Combots
    "Bloß keine alten Pappen verbrennen!" So spottet Andreas Rodenheber über eine Präsentation von Combots, die ihn stark an die späten 90er erinnert. Bubble 2.0? [Werbeblogger]
  • Milliondollarhomepage
    Man kann es aber auch untertreiben. Meint Wolfgang Sommergut und liest der "trostlosen deutschen Debatte über Web 2.0" die Leviten. Als Anlass und abschreckendes Beispiel dient ihm ein Spiegel-Online-Stück mit dem programmatischen Titel "Ich wär so gern Pixelmillionär". Sein Fazit, trocken aber wahr: "Während in den USA grundlegende Aufsätze wie jener von O’Reilly, zu AJAX oder Folksonomies den Boden für das Social Web bereiteten, gab es bei uns keine eigenständige Auseinandersetzung mit den neuen Entwicklungen im Web. Mit einiger Verspätung wurde schließlich hier die amerikanische Diskussion bruchstückhaft rezipiert. Um sich Vorurteile bilden zu können, reicht das aber offenbar." [Wolfgang Sommergut]

Und nächste Woche erzähle ich, wie ich Snarf finde, den Social Network and Relationship Finder von Microsoft Research. Gerade installiert.

Weihnachtsgeschäft

12 Prozent Umsatzwachstum,
so berichtet
Golem, erwartet der
HDE
für das laufende Online-Weihnachtsgeschäft (Umsatz in den Monaten November und
Dezember). Das wäre deutlich weniger als die 17 Prozent, um die der
E-Commerce-Umsatz im ersten Halbjahr 2005 wuchs. Insgesamt sollen in den beiden letzten Monaten
des Jahres 3,6 Mrd. Euro über die Netzladentheken wandern, was 25 Prozent des
Jahresumsatzes entspricht.

Der HDE wagt sich als erster mit einer Prognose für 2006 vor: Demnach werden im
nächsten Jahr etwa 16,3 Mrd. Euro (2005: 14,5) umgesetzt, der Zuwachs
wird also – genau wie für das laufende Jahr prognostiziert – 13 Prozent betragen. Die
HDE-Zahlen liegen im Mittelfeld zwischen den
Angaben
des Bitkom, der bereits im Jahr 2004 einen B-to-C-Umsatz von 22,3 Mrd. Euro
gesehen haben will, und den 6,1 Mrd. Euro Online-Umsatz, die der
bvh
nennt.

Der Unterschied dürfte bei den Definitionen zu suchen sein: Während der
bvh nur Waren im Versandhandel betrachtet, rechnet der HDE neben klassischen
Handelswaren auch Dienstleistungen (zum Beispiel Lieferservices),
Nutzungsrechte (etwa Reisen, Tickets) und Informationen (unter anderem
kostenpflichtige Downloads) dazu. Wie jedoch der Bitkom zu seinen Zahlen kommt, erschließt sich mir nicht.

Abenteuerspielplatz Ebay

Peter Turi – die Älteren unter uns werden sich erinnern: der frühere Chef des kress report – hat Anfang September für das Werberblatt w&v die Lage der Powerseller bei Ebay beschrieben. Jetzt steht der Text auch im Web zur Verfügung. Auszug:

Mathias Schrader von der Agentur SinnerSchrader analysiert kühl: „Powerseller verkaufen zunehmend zu Grenzkosten.“ […] Weil Joop, Samsung, Sony und Co. den Online-Vertrieb „nur mit der
Kneifzange“ anfassen, die Nachfrage nach diesen Marken bei Ebay aber
hoch ist, stärken Hersteller, „die mit verschränkten Armen
danebenstehen“, nur Händler, die auf Re-Importe, den Graumarkt und
Fälschungen setzen. Und genau diese „Kistenschieber“ machen die Preise
und die Marke kaputt. Der Kunde laufe mit den unseriösen Ebay-Preisen
zum Händler, um sich dort zu beschweren. Nur mit einer „offensiven
Online-Strategie“, so Schrader, bekommen die Marken das Heft des
Handelns wieder in die Hand.

Denn bei allen Stärken von Ebay,
zu denen Schrader zählt, dass pfiffige, kreative Kleinunternehmer immer
wieder mit frischen Ideen und Nischenprodukten für Innovationen sorgen
und Trends auslösen können: Eines schafft Ebay nicht – eine dauerhafte,
personalisierte Kundenbindung. Der reife Konsument sucht „auch online
Bindung“, glaubt Schrader. Ebay bleibe ein „wundervoller
Abenteuer-Spielplatz“, Convenience, Bindung und Verlässlichkeit könnten
aber nur Marken bieten. „Irgendwann möchte man seinen PC nicht mehr
ersteigern, sondern bequem bei Apple oder Dell kaufen und nachordern“,
sagt Schrader.