Neustart

Hätte die Computerwoche noch ihr legendäres, frei zugängliches Online-Archiv mit allen Ausgaben seit 1974 (!) im Volltext, dann würde ich jetzt auf eine lesenswerte Story von Alexander Freimark hinweisen. Unter der Überschrift „Neustart der Web-Agenturen“ schreibt er dort:

Das Internet ist wieder en vogue, der Zusammenbruch der New Economy endgültig abgehakt. Die Branche der Web-Agenturen verspürt starken Aufwind.

Starring (in der Reihenfolge des Auftritts): Oliver Sinner, Matthias Schrader, ein anonymer Web-Spezialist, Marco Seiler, Michael Riese und ein ebenfalls namenloser Vorstand.

Collaborative Culture, wie Manufactum sie sieht

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Manufactum ist mit über 100 Millionen Euro Umsatz zwar keiner der ganz großen Versender, aber sicher eine veritable Erfolgsgeschichte – wohl auch im E-Commerce. Schon im Jahr 2003 kamen 20 Prozent des Versandumsatzes über den damals noch recht bescheidenen Online-Shop herein.

Warum erwähne ich das? Gestern kam der Sommerkatalog 2006 ins Haus. Und mit ihm die Hausnachrichten aus der Feder von Thomas Hoof. Darin wiederum ein Abschnitt unter der schönen Überschrift „Arbeit und Interaktion (Habermas revisited)“, den ich hier zitieren möchte.

Die soziologisch Interessierten unter Ihnen werden sich der brennenden Sorge erinnern, mit der Jürgen Habermas und die Seinen in den letzten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts die Gefahr beschworen, daß die Sphäre der Arbeit (oder des instrumentellen Handelns) die Sphäre der Interaktion (oder der zwanglosen Kommunikation) demnächst – ratzfatz – verschlingen und vertilgen werde.

Das erschien schon damals als eine seltsame Verwechselung von Jäger und Beute, und richtig: Ein paar Dekaden später weiß man vor lauter Interaktion schier nicht mehr ein noch aus und muß sich allergrößte Sorgen um die Arbeit machen …:

Der Klempner wird des Leitungslecks nicht Herr, weil seine rechte Hand vom dauerklingelnden Mobiltelefon belegt ist und deshalb die Rohrzange nicht zu fassen kriegt; ein vollvernetzter Büromensch darf den Tag am Abend loben, wenn er es vermocht hat, seine E-Mails a) alle zu lesen, b) zum Teil zu beantworten und c) irgendwie so zu verstauen, daß er sie im Bedarfsfalle wiederfindet.

Die infolge dauernder Interaktion liegengebliebene Arbeit zeitigt ihrerseits notwendig eine Reihe nachteiliger Folgen, die mit vermehrter Interaktion in „Meetings“ und „Jours fixes“ bewältigt werden sollen, wobei alle Beratschlagungen unisono zum Ergebnis kommen, das Problem habe in mangelnder Kommunikation seine Ursache. Völlig verloren ist eine Institution, die sich daraufhin von Beratern eine „Collaborative Culture“ verpassen läßt: Dann werden die letzten Standhaften, die bisher still (oder gar stillvergnügt) und mit intelligenten Meetingvermeidungstaktiken eigenverantwortlich und zielstrebig vor sich hin gearbeitet haben, als die wahrhaft Schuldigen entlarvt und einer Umerziehung zwecks Erhöhung ihrer „Sozialkompetenz“ zugeführt.

Seit der Wirtschaft vorgerechnet wurde, daß fast die Hälfte der Arbeitszeit in den Verwaltungen in weitgehend folgenloser „Kommunikation“ verrinnt, kratzt sie sich bedenklich am Kopf, während in Politik und Gesellschaft die Flut noch steigt und überall „Runde Tische“ und anderes Sitzungsmobiliar anspült. Die Warnungen vor der „Collaborative Culture“ als Ideologie kamen schön zugespitzt von dem klugen Fredmund Malik, dessen Wirkungskreis, die Hochschule St. Gallen in der Schweiz, mittlerweile als einer der letzten Horte der praktischen Vernunft in Wirtschaftsdingen gelten muß.

Mehr Lesenswertes unter: www.mom.ch

Was hier nicht steht

Relevantes aus den Feiertagen:

Next 10 Blogs

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Fischmarkt proudly presents: das Next10Years-Affiliate-Programm (nicht nur) für Blogs. Damit keiner draußen bleiben muss. Wie funktioniert es?

  1. Einen Link auf next10years.com setzen und als Parameter einen frei wählbaren, eindeutigen Begriff anhängen. Beispiel:
    <a href="http://next10years.com/?code=fischmarkt">
  2. Eine Mail an presse@sinnerschrader.de senden und uns den gewählten Parameter nennen.
  3. Eine Bestätigung von uns abwarten, dass die Affiliate-Partnerschaft eingerichtet ist.
  4. Einen Tag warten. (Das Tracking braucht die Zeit.)

Was gibt es dafür?

  1. Sobald sich der erste Kongressteilnehmer über diesen Weg anmeldet, schicken wir umgehend eine Einladung zur kostenlosen Kongressteilnahme (inkl. Party) raus.
  2. Ab der dritten Anmeldung zahlen wir 15 Prozent Provision auf den gesamten erzielten Umsatz aus. (In diesem Fall benötigen wir Anschrift, Kontonummer und eine Ansage zum Thema Umsatzsteuer.)

Falls jemand Werbemittel braucht – der Skyscraper zur Rechten steht zur Verfügung. Weitere würden wir eventuell auf Nachfrage produzieren. Das Banner oben scheint mir hingegen kein geeignetes Werbemittel zu sein, aber wer weiß. 😉

Wer uns heute bis Mittag noch eine Mail schreibt, kann damit rechnen, dass wir die Partnerschaft heute noch einrichten können. Danach schlägt unweigerlich die Osterpause zu – am Dienstag geht es weiter.

LetsBuyIt.com ist zurück

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So meldet es das e-commerce-blog. Aber seit wann? Und warum überhaupt? Die Website trägt die Unterzeile "Copyright © LetsBuyIt 2001-2005" und schweigt sich zu solchen Fragen vornehm aus. Über Letsbuyit.com steht dort nur das Offensichtliche:

Das größte Marktplatz der Welt hat wieder geöffnet. Die Hauptvorteile bei LetsBuyIt sind die gleichen wie immer: großartige Produkte und großartige Preise.

Na gut. Aber etwas mehr hätte ich schon gern gewusst. War LetsBuyIt.com überhaupt weg? Oder nur aus dem Fokus der Öffentlichkeit verschwunden?

Rückblende: Im Herbst 2002 hatte die börsennotierte LetsBuyIt.com N.V. das verlustbringende operative Geschäft in eine LBI Holdings Ltd. ausgegliedert und anschließend Namen und Geschäftsmodell gewechselt. Seitdem hatte LetsBuyIt.com offensichtlich die Unternehmenskommunikation eingestellt – jedenfalls finden sich keine Spuren davon im Netz.

Bei heise.de endet die Coverage mit dem Jahr 2002 (plus einem Nachspiel mit Kimble Schmitz im Jahr darauf). Es gibt noch eine Investoren-Website, die auf dem Stand von Ende 2002 stehengeblieben ist. Tages- und Fachpresse berichten seitdem nur noch über den ehemaligen Börsenmantel – das operative Geschäft hat offensichtlich jegliche Relevanz verloren.

Kleine Randnotiz: Heiko Hebig hat sich neulich Gedanken darüber gemacht, wie LetsBuyIt 2.0 wohl aussehen würde.

Shopblogger eröffnet Shop

Klingt ein wenig wie „Hund beißt Mann“. Und es ist zwar schade, aber diese Nachricht muss jetzt trotzdem unsere Kongressankündigung von der Pole Position verdrängen: Björn Harste, besser bekannt als Der Shopblogger, eröffnet eine virtuelle Filiale mit ausgewählten Produkten aus seinem Bremer Supermarkt, darunter die legendäre Zotter-Schokolade. Der Shop verwendet das freie Softwaresystem osCommerce.

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Das Thema Versandkosten hat Björn elegant gelöst: Unter 30 Euro sind moderate 4,50 Euro erträgliche 6,90 Euro fällig, darüber liefert er versandkostenfrei. Im Gegenzug verlangt er Vorkasse, was das Ausfallrisiko minimiert. Stammkunden können ab der dritten Bestellung per Rechnung zahlen.

Und in der Fußzeile verkündet der Shop: 26098 Zugriffe seit Donnerstag, 30. März 2006. Nicht schlecht für den Anfang.

Nachtrag: Mehr dazu bei Gastgewerbe Gedankensplitter

Zweiter Nachtrag: Und Robert Basic hat den passenden Spruch auf den Lippen:

Shopbloggers Blog bloggt frische Shops, frische Shops bloggt Shopbloggers Blog

Flüssig

Mit einer bemerkenswerten Präsentation [Film auf YouTube via Heiko Hebig] auf der mix06 hat die Agentur Fluid aus San Francisco auf sich aufmerksam gemacht. Schon 1990 gegründet, zeigt Fluid, wie E-Commerce heute auch aussehen kann.

Von Fluid stammt Concept Retail, eine Art Baukastensystem für die etwas andere Produktpräsentation im Internet. Farbänderungen, Zoom, Hotspots mit Zusatztext – Features wie diese lassen sich mit einem laut Fluid einfach und intuitiv zu bedienenden Entwicklungswerkzeug bauen.

Eine der Flaggschiff-Fallstudien ist The North Face, ein Premiumhersteller für Outdoor-Ausrüstung. Mit Rotation, Hotspot und Vergrößerungsfunktion präsentierte Produkte verkauften sich zum Teil um mehr als 40 Prozent besser als Produkte mit statischen Bildern.

Den Hinweis auf fluid.com verdanke ich André Schuster aus der Neuen Informatik.

Aprilscherze (wird fortgesetzt)

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Halb drei am Vortag des 1. April 2006 – was hatten wir bis jetzt?

Nachträge vom 31. März:

Online-Handel wird abgeschaltet

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Deshalb ruht morgen für einen Tag der gesamte E-Commerce in Deutschland. Der Grund:

Der deutsche Internethandel soll ein einheitliches Shopping- und Bezahlsystem bekommen.

Doch lest selbst.