Cyrus Khazaeli ist Dozent an der FH Wedel und Autor einiger Standardwerke zu digitalem Design. Sein jüngstes Buch heißt "Systemisches Design. Intelligente Oberflächen für Information und Interaktion" und erscheint im Juli. Auf seiner Promotion-Tour kommt der Autor bei medienhandbuch.de zum Interview vorbei. Auszug:
Amazon und eBay wollen nicht schön sein. Schönheit will immer auch die
Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und das kann störend wirken. Die
Neutralität und Schmucklosigkeit dieser Sites ist gewollt. Sie ist
funktional und alles was in diesem Sinne funktional ist, kann
zumindestens nicht hässlich sein. Aber wenn jemand Funktionalität mit
Einfachheit oder sogar Einfallslosigkeit verwechselt, wie Jacob Nielsen
das getan hat, und wenn er diese Meinung zum kategorischen Imperativ
erhebt, dann kommt man auf diesen unnötigen Antagonismus: Einfaches
funktionales Design kontra visuell orientiertem, unfunktionalem Design.
Designern gelingt es immer dann ein "ästhetischeres” Design – als etwa
ein nach allen Regeln der Softwareergonomie konstruiertes Design – wenn
sie "bis in die Pixel hinein” denken können. In einem ästhetischen
Screendesign gibt es keine Willkür mehr: Jeder Pixel lässt sich aus dem
visuellen Kontext und aus funktionalen Erwägungen ableiten. Arnold
Gehlen nannte dies mal die "feinoptische Intelligenz des Auges" die
dafür nötig ist und die ist nun mal bei einigen Gestaltern stärker
ausgeprägt als bei Softwareergonomen oder Usability Spezialisten.
In den höchsten Tönen lobt Khazaeli mit comdirect ein Projekt aus dem Hause SinnerSchrader:
Das Design war vorher schon sehr funktional und schlicht, aber es wurde
noch weiter optimiert, in dem die ordnenden und strukturierenden Mittel
noch sensibler und effektiver eingesetzt wurden. Das Screen-Design
wirkt nun noch offener, klarer und freundlicher, denn es wurde von
unnötigen trennenden Elementen entschlackt. Es wirkt vor allem viel
ergonomischer aufgrund der Optimierungen im Detail. Dazu muss man mit
dem Auge denken können. Für mich hätte dies auch einen Schönheitspreis
verdient.
Inzwischen allerdings ist schon die nächste Version von comdirect.de am Start. Das ist der Fluch des Mediums Buch: noch nicht erschienen und schon wieder überholt.