Aufmerksame Leser meiner Kurznachrichten bei Twitter wissen bereits, dass ich mich seit geraumer Zeit mit Landlord beschäftige. Es handelt sich um eine Art Monopoly auf Basis von Foursquare für das iPhone, eine Android-Version ist derzeit in der Beta-Phase.
Nun bin ich ja normalerweise eher zurückhaltend, was digitale Spiele betrifft. Doch Landlord ist eine Ausnahme, und die Gründe haben viel mit dem zu tun, was ich Gamification 2.0 nennen möchte. Foursquare bereits hat erfolgreich Gamification eingesetzt, um die Nutzer zu vermehrter Nutzung zu bewegen.
Das Urbild von Landlord: The Landlord’s Game von 1904/1924 (Abb.: Lucius Kwok, Lizenz)
Landlord setzt noch eins drauf und nutzt neben der Datenbasis von Foursquare auch die Aktivitäten der dortigen Nutzer. Das Spiel hat also zwei Verbindungen zur physischen Welt: Als Spieler kann ich auf Landlord alle Orte erwerben, in deren physischer Nähe ich mich befinde (und die noch keinem anderen Spieler gehören).
Das ist wie bei Monopoly, nur mit sehr viel mehr möglichen Spielfeldern und ohne Würfel. Bei Landlord kassiere ich aber auch Miete, wenn andere Nutzer bei Foursquare einchecken – sie müssen nicht bei Landlord sein. Auf diese Weise hat Landlord von Anfang an sehr viel Aktivität, es fühlt sich nicht wie eine Geisterstadt an.
Kommen wir zu den Schwächen des Spielkonzepts. Landlord hat neben den virtuellen Dollar, Pfund oder Euro (die Währung ist frei wählbar, der Umrechnungskurs ist immer 1:1) noch eine Zweitwährung namens Coins. Die gibt es zum Beispiel dafür, andere Nutzer auf Foursquare, Facebook oder Twitter mit Nachrichten zu belästigen („I just bought Bahnhof Neukloster (S) on Landlord!“).
Für Coins kann ich Upgrades erwerben, um damit meine Besitztümer mit zusätzlichen Features (Wifi, Car Rental, Banana Boating, um nur einige zu nennen) auszustatten. Diese wiederum erhöhen die Miete, die ich für jedes Check-in kassiere. Coins machen das Spiel etwas unübersichtlich. Sie sind relativ knapp, während Cash nach einiger Zeit fast im Übermaß vorhanden ist.
Und ein Übermaß an Bargeld führt, da ist Landlord keine Ausnahme, relativ schnell zu Inflation. Orte mit hoher Fluktuation bei Foursquare kosten bald ein kleines Vermögen. Attraktiv sind, wie bei Monopoly, zum Beispiel Bahnhöfe. Oder auch Büros von Internetbutzen mit einer gewissen Population aktiver Foursquare-Nutzer.
Landlord schöpft einen großen Teil des virtuellen Profits wieder ab, da jedes Besitztum auch tägliche Kosten verursacht, die grob geschätzt bei etwa zwei Drittel der erwarteten Tagesmieteinnahmen liegen. Dieser Mechanismus ist bisweilen etwas träge, was durchaus zu höheren Kosten und sinkenden Einnahmen führen kann.
Deshalb ist ein aktives Portfoliomanagement nötig, um Verlustbringer rechtzeitig abstoßen zu können. Außerdem wird das Portfolio nach einiger Zeit recht unübersichtlich, und die Ladezeiten werden immer länger. Ohnehin hat die App eine Reihe von Schwächen, sie hängt öfter mal und verhält sich gelegentlich inkonsistent.
Das Spiel selbst ist kostenlos. Es gibt aber die Möglichkeit, innerhalb des Spiels zusätzliches Bargeld (zum Kurs von 1,79 Euro für 10.000 Spielgeld) und weitere Coins zu erwerben. Mit anderen Worten: Jeder Landlord-Tweet ist auch eine Aussage, welchen Wert ich meinen Followern beimesse – schließlich könnte ich die Coins auch kaufen.