NEXT Berlin 2013 am 23. & 24. April im BCC am Alexanderplatz

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Nach der NEXT ist vor der NEXT. Erst letzte Woche ist die Spezialkonferenz NEXT Service Design erfolgreich vom Stapel gelaufen. Danke für die inspirierenden Talks und das tolle Feedback zu den Vorträgen und Workshops rund um das Thema Service Design!
Am 23. und 24. April wird als nächstes die NEXT Berlin 2013 auslaufen – zum ersten Mal vom BCC am Berliner Alexanderplatz aus. SinnerSchrader macht sich zum bereits achten Mal auf, die Zukunft der digitalen Wirtschaft zu erkunden. Mit an Bord: 2.000 digitale Abenteurer aus aller Welt.
Erneut beschäftigt sich die NEXT Berlin mit Trends, die die digitale Industrie in den nächsten 12 bis 36 Monaten beeinflussen und prägen werden. Das Ziel: auf ins digitale Neuland! Es gilt, unbekanntes Terrain zu erkunden. Im Mittelalter wurde das durch mythologische Kreaturen oder die Wendung Here be dragons gekennzeichnet. Unter dieser Flagge segelt im kommenden Jahr auch die NEXT Berlin. Die Drachen können als unbekannte Gefahren oder die Angst vor dem Unbekannten gedeutet werden. Wir sehen in ihnen aber keine unbesiegbaren Gegner, sondern vielmehr Herausforderungen, die großes Potential bergen.
Die Welt verändert sich, und etablierte Seekarten besitzen keine Gültigkeit mehr. Die Gesetze des Marktes wandeln sich genauso wie die Ansprüche und das Verhalten der Nutzer. Unternehmen sind dazu gezwungen, radikal anders zu denken und zu handeln, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln oder gar vollkommen neue Märkte zu schaffen. Und das gilt gleichermaßen für etablierte Konzerne wie für junge Start-ups. Disrupt your own business – bevor es jemand anderes tut.
Welche Gebiete gilt es zu erforschen, wo werden die digitalen Innovationen in den kommenden Monaten hinführen? Auf der NEXT Berlin 2013 werden renommierte Sprecher, Kreative und führende Experten der Digitalwirtschaft über die Weltkarte der nächsten Jahre diskutieren und neue Kontinente aufzeigen, die sich bereits am Horizont abzeichnen.
Das sind in unseren Augen die vier großen Trends: die neuen Anforderungen an Mensch-Maschine-Schnittstellen vor allem durch den Abschied von der Desktop-Ära, unsichtbar werdende Technologien, Maker und 3D-Druck sowie das große Thema Kontext, das Computer in den Zusammenhang mit smarten Dingen und Services setzt.
Wer sich in diese Gebiete vorwagt, entert terra incognita. Ob uns dort Drachen begegnen? Wahrscheinlich. Einige können wir reiten, andere müssen wir besiegen. Und manchmal ist auch die eigene Ignoranz oder Trägheit der Drache, den es zu bekämpft gilt.
Genaue Informationen zur Reiseroute der NEXT Berlin 2013 gibts unter nextberlin.eu

What would Jonathan Ive do?

Mein Verhältnis zur geliebten Marke mit dem angebissenen Obst ist gestört. Lausche ich dem Grundrauschen im Netz, glaube ich auch, damit nicht alleine zu sein. Es gibt Gründe, warum die Schale braune Flecken bekommen hat. Martin Recke hat einige in seinem Artikel über das iPhone 5 skizziert.
Ich bin Visual Designer, und was mir in der Seele schmerzt (und in meinen Augen), ist die dramatische gestalterische Kluft zwischen Apples Hardware und Software. Hey, ich sitze vor einem MacBook Pro, in der perfekten Vollendung von Form und Material und starre auf ein Stück Software, das mich krampfhaft für dumm verkaufen und so tun will, als sei es aus Leder?
Ähnlich geht es mir mit allen (neueren) Produkten von Apple – iPhone, MacBook Air oder Apple TV: Es bleibt mir jedes Mal der schale Nachgeschmack, dass da was nicht mehr so richtig zusammenpassen will. Oder schlimmer noch: Ich bin begeistert und fasziniert von Form und Material des Äußeren und werde ernüchtert von dem, was mich „innen“ erwartet.
Aber genau die enge Verzahnung von Hard- und Software ist einer der zentralen Punkte in Apples Philosophie und Erfolg: Ein perfekt aufeinander abgestimmtes Produkt, bei dem alles aus einer Hand kommt und so ganzheitliches Erleben schafft.
Blickt man zurück zum Startpunkt des phänomenalen Comebacks der Marke, ins Jahr 1997, als Steve Jobs in Cupertino wieder das Ruder übernahm, waren zwei Meilensteine des beginnenden Erfolgs der Consumer-all-in-one-Rechner iMac und das von Grund auf neuentwickelte Betriebssystem MacOS X.
Der iMac war der erste Rechner, der mit den bis dato gängigen Normen der Gestaltung von Rechnerhüllen brach: Er war keine beige-graue eckige Kiste, sondern bunt, organisch geformt und freundlich. Sogar die Technik im Inneren des Rechners wurde nicht schamhaft versteckt, sondern man bekam sie durch den Einsatz farbigen, transparenten Kunststoffs zu sehen – ein unerhörtes Stück Authentizität!
Das Betriebssystem MacOS X folgte wenig später dieser Richtung: Deutlich farbenfroher, mit verstärkten visuellen Effekten wie Schatten, Verläufen, Transparenzen und vielen verspielten Details. Das Interface imitierte sogar die Oberflächenstruktur des Kunststoffs.
Die Verbindung von visuellem Äußeren und Inneren als Einheit war für mich damals schlüssig und ich denke, dass sie mit allen dazugehörigen Facetten auch einen Beitrag zu dem oft beschriebenen ganzheitlichen Nutzungserlebnis darstellte. Es war der Aufbruch aus dem grau-beigen Computer- ins Post-PC-Zeitalter und Beginn der Erfolgsgeschichte zum wertvollsten Unternehmen der Welt.
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Foto: Carl Berkeley, Lizenz
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Jonathan Ive, Chef-Produktdesigner und damit verantwortlich für die äußere Gestaltung von Apples Hardware, folgte mit jedem neuen Produktzyklus Schritt für Schritt den Prinzipien seines geistigen Vorbilds Dieter Rams. Vergleicht man dessen zeitlose Werke, die er für Braun in den 60ern und 70ern schuf, mit denen Ives für Apple, kann man deutlich die gemeinsame Philosophie ablesen.
Das Produktdesign von Apple wurde also evolutionär reduzierter, eleganter, aber auch authentischer in Bezug auf Formgebung und Material. Ich würde sagen, das Design der kalifornischen Marke wurde ein ganzes Stück europäischer. Software und GUI folgten dem Weg nicht in dieser Konsequenz und so begannen sich Hard- und Software auseinander zu entwickeln.
Das iPhone hat das Missverhältnis rückblickend noch beschleunigt: 2007 mit einem bahnbrechenden Touch-Interface gestartet, das GUI versehen mit Anleihen an Haptik und Stofflichkeit. Der Ansatz, ein immaterielles Etwas durch visuelle Effekte (be)greifbar zu machen, hatte sich ja schon früher im Interfacedesign in der Form von z.B. Schaltflächen bewährt. Und zur Einführung eines neuartigen Touch-Interfaces für ein Smartphone war das folgerichtig und Teil des späteren Erfolgs.
Aber: Der Ansatz basiert natürlich auf einer Lüge. Die Simulation von Tiefe auf einer flachen Oberfläche ist (und bleibt) eben eine visuelle Täuschung – sie verspricht mehr, als sie halten kann.
Zeitgleich mit dem Erfolg des iPhones hielt der Trend Einzug ins Interface- und Webdesign, ja schaffte es sogar auf Papier. Heerscharen von Designern kopierten Apple, führten den Trend weiter und überfluteten das Netz mit Verläufen, Schlagschatten, Spiegelungen, Reflexionen, mit imitierten Holz-, Stein-, Stoffoberflächen, Bonbon-Buttons usw. Sie tun es immer noch, genauso wie Apple selbst.
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Foto: Carl Berkeley, Lizenz
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Benutzer sind in Bezug auf interaktive Medien aber mittlerweile Erwachsene geworden. Sie haben gelernt, wie man mit solchen Interfaces umgehen kann und muss. Man muss ihnen nicht mehr (und musste ihnen wahrscheinlich noch nie) vorgaukeln, ihre Geräte seien aus Holz geschnitzt oder aus Leder zusammengenäht. Welcher Stumpfsinn!
Doch es gibt Hoffnung. Und sie wird auch von Microsoft genährt, ausgerechnet! „Metro“ – die neue deutlich reduziertere Designsprache des Software-Riesen. Es ist dazu schon einiges geschrieben worden und man mag dazu unterschiedlicher Meinung sein. Drei Prinzipien davon finde ich aber überzeugend:
1. Authentizität
Visuelle Effekte sind wohldosiert, und es wird an keiner Stelle falsche Stofflichkeit vorgegaukelt. Vielmehr ist Inhalt der digitale Stoff. Der Benutzer wird als erwachsener und digital-mündiger Benutzer behandelt und letztlich ernst genommen. Microsoft nennt das „authentically digital“.
2. Inhalt vor Effekt
Die Gestaltung folgt der grafischer Leitsysteme wie sie aus dem öffentlichen Raum, wie z.B. in Flughäfen oder U-Bahnen (Metro) bekannt ist. Das Besondere daran: Die Interface-Gestaltung tritt so weit wie möglich zurück und überlässt dem eigentlichen Inhalt die Bühne.
3. Typografie
Gute Typografie ist wunderbar. Aus gestalterischer, wie auch funktionaler Sicht. Bewusst eingesetzt kann Typografie selbst als User Interface agieren. Sie schafft visuelle Hierarchie und hilft den Inhalt für den Benutzer zugänglich zu machen. Außerdem ist jetzt endlich die Zeit gekommen, in der Typografie auch digital aus ihrem Schattendasein geführt wird.
Metro scheint den Nerv der Zeit genau getroffen zu haben. Aktuell entledigen sich Designer aus allen Bereichen überflüssigen Schmuckwerks: Sie besinnen sich auf gestalterische Werte wie Klarheit der Form, Materialgerechtigkeit und einfache Bedienbarkeit und rücken so wieder in Richtung Ulmer Schule und Bauhaus. Prinzipien, für die das Hardwaredesign von Apple gutes Beispiel ist.
Alles, was zur Zeit an Interface-Design aus Cupertino kommt, wirkt auf mich mittlerweile veraltet und seltsam amerikanisch-verkitscht. Reagiert Apple nicht, könnte die Kluft zwischen Hard- und Software die Wahrnehmung der Produkte in ihrer Ganzheitlichkeit negativ beeinflussen und damit die (noch) coole Marke Apple.
Zeit für einen Neuanfang.
Sir Jonathan: Übernehmen Sie!

Reto Wettach, Nancy Birkhölzer & Pia Betton als Keynote-Sprecher auf der NEXT Service Design Conference

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Technologien haben alle Bereiche unseres Lebens durchdrungen. Und nicht selten treiben sie dadurch auch starke Veränderungen und ein Umdenken in Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft voran. Reto Wettach und Nancy Birkhölzer werden auf der NEXT Service Design diskutieren, welchen Einfluss technologische Entwicklungen auf unser Verständnis und die Entwicklung von Dienstleistungen haben.
Wettach ist Gründer und Design Director der Agentur IxDS, die schon unter die Top 100 der innovativsten Unternehmen Deutschlands gewählt wurde. Nancy Birkhölzer ist Managing Director der Agentur und berät Kunden bei der Gestaltung innovativer Produkte und Dienste. In ihrer Keynote werden sie ihre langjährigen Erfahrung aus dem Bereich Service Design mit dem Fachpublikum teilen. Unter anderem geht es dabei um individualisierte Service-Design-Prozesse und zukunftsweisende Dienstleistungen.
Pia Betton wird über die Rolle von Agenturen und Service-Design-Anbietern im Gestaltungsprozess von Diensten und Produkten sprechen. Sie ist Managing Partner und Director Consulting der internationalen Agentur Edenspiekermann. In ihrem Vortrag geht sie der Frage nach, wie Agenturen die Gestaltung von Diensten sinnvoll begleiten und welche Aufgaben sie dabei übernehmen können – und welche vielleicht auch nicht.
Sie finden diese Themen spannend? Dann registrieren Sie sich jetzt online für die NEXT Service Design: www.nextberlin.eu/tickets. Sparen Sie 100 Euro – Tickets zum regulären Preis sind nur noch bis zum 3. Oktober verfügbar!