Sascha Lobo hat noch lange nicht fertig. Schon auf der diesjährigen re:publica hielt er dem verdutzten Publikum eine zwölfminütige Strafpredigt. Heute nun legt er in seiner wöchentlichen Kolumne bei Spiegel Online noch einmal nach.
Viel zu oft transportieren wir in Diskussionen: „Wer nicht meiner Meinung ist, hat nicht nur unrecht, sondern muss dumm sein.“ Wir sind so sehr von der weltverbessernden Wirkung der digitalen Sache überzeugt, für die wir kämpfen, dass uns der Sinn für Diplomatie und Überzeugungskunst nicht nur abgeht, sondern von vielen für überflüssig gehalten wird. Selten würden wir uns mit weniger als der Maximallösung einverstanden erklären. Und das Schlimmste: Es kommt uns eigentlich viel eher darauf an, unsere Überlegenheit zu beweisen als eine Wirkung zu erzielen.
Ich für meinen Teil heiße diese Szene, der Sascha hier so fulminant den Spiegel vorhält, schon seit geraumer Zeit „digitale Besserwisser“. In die gleiche Kerbe haut die Beraterin Martina Pickhardt, wenn sie konstatiert:
Wir sind ein Volk der Berater geworden, die zwar super Vorschläge machen, wie es denn alles viel besser aussehen könnte im digitalen Deutschland, aber nicht die Verantwortung übernehmen wollen, es selbst umzusetzen.
Professionalitätsverweigerung. Ein anderes Wort fällt mir dafür nicht ein. Es wimmelt nur so von digitalen Statlers und Waldorfs. Leider aber nicht besonders witzig.