Es sagt viel über den traurigen Geisteszustand in diesem, unserem Lande, wenn selbst der Bundesverband Digitale (!) Wirtschaft in Technophobie und Staatsgläubigkeit versinkt. So warnt der BVDW in einer Pressemitteilung vom 1. Juni doch allen Ernstes vor der virtuellen Währung Bitcoin. Dabei hebt die gerade erst ab.
Bitcoin ist ein spannendes Experiment, ob und wie eine vollkommen dezentrale, rein digitale Währung funktionieren kann, die gleichzeitig die Vorteile des Bargelds auf sich vereint. Der BVDW hängt sein Fähnlein voreilig nach dem Wind der Politik, die gerade erst auf das Phänomen aufmerksam geworden ist und nun um ihren Einfluss fürchtet.
Denn hinter Bitcoin steht weder die Zentralbank eines Staates noch ein privates Unternehmen, die sich politisch relativ leicht kontrollieren lassen. Doch mit den gleichen Totschlagargumenten, denen zu bedienen sich der BVDW nicht zu schade ist, ließe sich auch Bargeld verbieten, wie Linus Neumann in einer schönen Parodie auf das Verbandspamphlet gezeigt hat.
Virtuelle Währungen sind an sich kein besonders neues Thema. Die prominentesten Beispiele sind Spiele wie World of Warcraft oder Farmville, virtuelle Welten wie Second Life oder soziale Netzwerke wie Facebook oder weiland MySpace. Zur plötzlich aufkeimenden Angst vor Bitcoin hat sicher Jason Calacanis beigetragen, als er es das gefährlichste Projekt nannte, das er je gesehen hat. Seitdem hat Bitcoin breite Aufmerksamkeit gefunden.
Dem politischen Kampf gegen Bitcoin kommt der Drogenshop Silk Road gerade recht, der als Zahlungsmittel allein Bitcoins verwendet. Das entschuldigt allerdings nicht die tumbe Position des BVDW. Dessen vornehmste Aufgabe müsste es sein, der digitalen Innovation die Türen zu öffnen – und sie nicht gleich beim ersten leichten Gegenwind laut zuzuknallen.