Was der Verkauf von Basic Thinking bringen könnte

Ganz großes Kino. Robert Basic versteigert sein Blog, das seit geraumer Zeit an der Spitze der deutschen Blogcharts steht, bei Ebay. Bild.de schreibt vom deutschen Techcrunch, und schon schafft es die Geschichte zu TechCrunch. Mehr geht kaum.

Man reibt sich ungläubig die Augen: Basic Thinking soll das deutsche TechCrunch sein? Das Arrington-Imperium macht wahrscheinlich im Monat oder gar in der Woche mehr Gewinn als Robert Umsatz in einem ganzen Jahr. Der Vergleich trifft gleichwohl mitten ins Schwarze, denn es gibt eben kein anderes Blog in Deutschland, das näher an das große US-Vorbild heranreichen würde.

Die deutsche Blogosphäre liegt ziemlich am Boden.

  • Es fehlen Links.
  • Es fehlen gute Schreiber.
  • Es gibt keine funktionierende Vermarktung.
  • Es fehlen eigene Themen.

Ausnahmen bestätigen freilich auch hier die Regel. Doch summa summarum ist die Bloglandschaft in Deutschland eine überaus harmlose Veranstaltung. Als Google vor bald sechs Jahren Blogger.com übernahm, war der Rückstand der hiesigen Szene auf die USA schon groß. Seitdem ist der Abstand immer weiter gewachsen.

Michael Arrington schrieb seine ersten Unternehmensprofile auf TechCrunch erst im Juni 2005. Etwa zur gleichen Zeit startete Roberts Blog durch. TechCrunch ist heute eine echte Macht, hat etliche Autoren und eine Reihe von spin-off-Blogs, veranstaltet Konferenzen und verleiht Preise. Arrington ist reich geworden. Und Robert?

Eine Einmannshow genügt in Deutschland, um stetig die Blogcharts anzuführen. Die vermutlich einnahmestärksten Blogs in Deutschland setzen im Monat 10.000 bis 20.000 Euro um. Immerhin. Aber kein Vergleich mit der Huffington Post, die vor einigen Wochen mit 100 Millionen US-Dollar bewertet wurde.

Wir werden in drei Tagen wissen, wie der Markt das (laut Blogcharts) führende Blog Deutschlands bewertet. Selbst wenn der wohlweislich fixierte Mindestpreis nicht erreicht werden sollte.

Das allein reicht schon, um diesen Verkauf für eine hervorragende Idee zu halten. Doch jenseits der vorbildlichen Inszenierung, die den Wert des Blogs noch einmal deutlich erhöht hat, gibt es auch eine Reihe von handfesten Gründen, warum Robert mit dem Verkauf seines Blogs Maßstäbe setzen wird. Hier ein Szenario, das ich gern sehen würde:

  • Basic Thinking wird für ein angemessenes Vielfaches des für 2009 erwarteten Umsatzes verkauft. Das Blog hat auch und gerade ohne Robert einen erheblichen Wert. Es ist eine eingeführte Marke und gut vernetzte Domain mit genug Traffic und je nach Messzeitpunkt bis zu 30.000 Feed-Abonnenten. Das umfangreiche Archiv wird auch künftig für Google-Traffic sorgen.

    Ein Verkauf inklusive Robert wäre übrigens kaum vorstellbar. Selbst wenn er einen Autoren- oder gar Arbeitsvertrag mit dem neuen Eigentümer schlösse, ließe sich dieser früher oder später wieder aufheben. Trotzdem wäre eine Earnout-Regelung sinnvoll, die Robert für einen Übergangszeitraum von drei bis sechs Monaten weiterhin an sein Blog binden würde. Damit ließe sich ein Maximum an Wert für beide Seiten realisieren. Vorausgesetzt allerdings:

  • Der Käufer führt das Blog weiter. Das ist nicht selbstverständlich. Er lässt keine Zeit verstreichen, sondern installiert sofort ein Autorenteam, das die wilde Themenmischung zunächst unverändert fortführt, aber den Schreibstil von Robert durch lesbares Deutsch ersetzt.
  • Basic Thinking bekommt eine professionelle Blogwerbevermarktung – etwas, das hierzulande noch immer eher die Ausnahme ist. Damit sollte es möglich sein, den Umsatz von 2008 mindestens zu verdoppeln.
  • Mittelfristig wird Basic Thinking zum Blognetzwerk ausgebaut. Das Hauptblog wird schärfer fokussiert und die übrigen Themen in weitere Blogs ausgelagert. Die größte Schwierigkeit dürfte sein, einige bienenfleißige Autoren mit guter Schreibe zu finden, die eigene Themen setzen können. Denn es reicht auf Dauer nicht, den großen englischsprachigen Blogs hinterherzulaufen. Eigene Themen müssen her.

Auf Basis dieses Szenarios und der Bewertungsformel von Ahmed Bilal, allerdings mit einem Multiplikator von nur 1,5, komme ich auf eine Bewertung von gut 100.000 Euro. Klar ist: Der Wert von Basic Thinking hängt hauptsächlich vom Geschäftsplan seines Käufers ab. Doch dazu morgen mehr an dieser Stelle.

Firefox stagniert, Vista überholt Mac

Nach Zahlen von Market Share hatte der Firefox im Dezember 2008 einen Marktanteil von 21 Prozent. Er lag damit weit hinter dem nach wie vor dominierenden Internet Explorer (68 Prozent).
Auf unseren Websites – neben dem Fischmarkt und einigen weiteren Blogs sind das sinnerschrader.de, wkn514190.de und die Websites der next conference seit 2006 – zeigt sich ein deutlich anderes Bild. Hier liegt der Firefox schon lange deutlich vorn. Im vergangenen Jahr hat nun endlich der IE7 seinen Vorgänger überholt.
Ansonsten gab es wenig Bewegung im Browserkrieg. Safari und Opera 9 haben sich leicht verbessert, bleiben aber Minderheitenphänomene. Die Grafik zeigt absolute Zahlen für 2007 (links) und 2008 im Vergleich. In den Zahlen für 2008 sind auch noch die ersten Tage des laufenden Jahres enthalten. Google Chrome liegt übrigens Anfang 2009 bei fast zwei Prozent und damit nur noch knapp hinter Safari (2,5 Prozent).
Browser War 2007/2008
Stärkere Veränderungen gab es auf Seiten der Betriebssysteme. Hier dominiert Windows XP, aber Windows Vista hat im Jahr 2008 deutlich aufgeholt und, auch wenn es wehtut, den Mac überholt. Warum Windows NT im Jahr 2008 plötzlich vor Windows 2000 und Linux liegt, ist mir ein Rätsel. Die älteren Windowsversionen erklären auch einen Teil der verbliebenen IE6-Nutzer, denn IE7 gibt es erst ab Windows XP.
OS War 2007/2008

Acht Prognosen für 2009

Das neue Jahr ist schon fast eine Woche alt und mein Weihnachtsurlaub zuende. Höchste Zeit für meine Prognosen für 2009, zumal eine davon sich bereits zu erfüllen beginnt.

  1. Eine Reihe von Marken und Markenartiklern, für die 2009 ein wirtschaftlich schwieriges Jahr wird, werden sich öffnen, den Konsumenten zuhören und mit ihnen reden. Und damit erste Erfolge feiern.
  2. Marken und große Unternehmen werden ihre Marketingbudgets weiterhin ins Internet verschieben, das inzwischen der bei weitem effizienteste Marketingkanal ist – und deshalb ein Gewinner der Rezession.
  3. 2009 wird mehr Onlinewerbeumsatz mit Performance Marketing (SEM/Affiliate) als mit klassischer Displaywerbung gemacht. Auch Displaywerbung wird immer mehr nach Performance-Modellen abgerechnet statt nach TKP.
  4. Im New Media Service Ranking werden die Top Ten kräftig umsortiert. Aber spannend wird erst das Ranking im Folgejahr (auf Basis der Umsätze von 2009).
  5. Der Druck auf die Printmedien wird stark steigen. In den USA werden die ersten großen Tageszeitungen ihre gedruckten Ausgaben reduzieren oder ganz aufgeben und ins Web migrieren. In Deutschland werden vor allem die Verlagsapparate Federn lassen müssen. Sie sind im Web nicht refinanzierbar.
  6. Alte Medien werden Blogs kaufen, sogar in Deutschland, um ihre Position im Web zu verbessern. Problem: Es gibt in Deutschland nur wenige professionell betriebene Blogs.
  7. Holtzbrinck wird sich nach Kräften bemühen, seine Investitionen in StudiVZ zurückzuverdienen. Da die GWP es nicht schafft, StudiVZ zu vermarkten, wird der Vermarkter gewechselt. Für einen Verkauf an Facebook ist es nun zu spät. Am Ende wird ein Notverkauf stehen.
  8. Cloud Computing wird abheben, sowohl als Buzzword als auch in der Nutzung. In der Rezession 2001/2002 konnte sich Open Source in Unternehmen durchsetzen, diesmal wird es Cloud Computing sein.

Was meinen Sie?

PS: Noch eine Bonus-Prognose – der Blog wird sich 2009 endgültig durchsetzen, auch als Bezeichnung für einen einzelnen Blogeintrag.