November 2006
40 Mrd. Euro mit E-Commerce
Neue Umsatzprognose für das Jahr 2006: Der Bitkom erwartet auf Basis einer Befragung von TechConsult nun 40 Mrd. Euro E-Commerce-Umsatz im Bereich Business-to-Consumer. Das wären 25 Prozent mehr als im Jahr 2005 (32 Mrd.). Die Bitkom-Zahlen liegen regelmäßig deutlich höher als die Zahlen von GfK (> 15 Mrd.), HDE (16,3) und bvh (10,1; nur Waren im Versandhandel).
Vernetzter Kundendialog in Echtzeit
Was haben Web 2.0 und der Heilige Nikolaus gemeinsam? Beide sind legendär, werden vermarktet bis zum Abwinken und sind trotzdem von enormer Vitalität.
Insofern passt es gut, dass der Auftakt zur neuen Veranstaltungsreihe Social Web Marketing Forum am 6. Dezember 2006 in unseren Räumen stattfindet. Das Thema lautet „Vernetzter Kundendialog in Echtzeit“, und das Expertenreferat („Anforderungen und Potentiale der Kommunikation im Social Web“ zu einem damit in mindestens losem Zusammenhang stehenden Thema „Social Web? Marketing? Anforderungen an die Kundenkommunikation im Web
2.0“) hält Martin Röll.
Anschließend werden zwei Fallstudien präsentiert. Dabei geht es um Projekte, die bisher so noch nicht öffentlich vorgestellt wurden. Mehr dazu in Kürze hier. Und dort bitte anmelden. Auf dass der Saal voll werde.
Notabel
Für den Moment gibt es hier nichts Neues. Dafür aber Bemerkenswertes anderswo.
Amazon wird zur Webservices-Firma. Die BusinessWeek macht daraus ihre Titelgeschichte („Jeff Bezos‘ Risky Bet“). Read/WriteWeb fasst zusammen und spekuliert, dass Bezos auf der Web 2.0 Conference in dieser Woche die neue Strategie offiziell vorstellen wird. Exciting Commerce kommentiert:
Dem (Versand-)Handel steht eine gigantische Konsolidierungswelle bevor. Da einstmals wesentliche Kernkompetenzen des Handels (Logistik, Versand, etc.) zunehmend von (unabhängigen) Dienstleistern übernommen werden, müssen Händler auf andere Wertschöpfungspotenziale setzen.
Entweder sie übernehmen als Plattformbetreiber (technische) Dienstleistungen für andere, oder sie entdecken den Verkauf als ihre neue Kernkompetenz. Amazon versucht, genau diese beiden Zukunftsfelder zu besetzen, indem es geeignete Tools und Lösungen bereitstellt.
Ströer steigt bei Sevenload ein. Die FTD hat es gemeldet, die Bestätigung folgte auf dem Fuße. Robert Basic kommentiert:
Jetzt dürfte es also spannender werden, was das ungleiche Rennen zwischen MyVideo und Sevenload angeht. MyVideo wird mittlerweile von Pro7 über TV Werbespots gepusht. Es ist davon auszugehen, dass Sevenload von Ströer über großformatige Plakatwerbung unterstützt wird. So wie bei Neu.de, Pkw.de, Weg.de und was weiß ich was.
Bilder zuschneiden. Im Web. mypictr.com erledigt das. Ein Verwandter von Mr. Wong.
Was auf die Ohren
Liebe Rundfunkgebührenzahler, der WDR erbringt seit einem Monat eine neue Gegenleistung für Euer Geld. Es handelt sich um einen Web-Ableger des Jugendprogramms Eins Live und nennt sich Eins Live Kunst.
Gut, es ist jetzt nicht gerade das aufwendigst produzierte Webradio, sondern ein intelligentes Nischenprogramm. Es kombiniert kulturell wertvolle Wortbeiträge aus allen WDR-Sendern mit unerhörter Musik den
coolsten Tracks, die Popmusik zurzeit zu bieten hat. Von Hendrik Schwarz bis Roisin Murphy, von Camille bis Gustav und Ulrich Schnauss.
Mehr über das Konzept erzählt Eins Live-Programmchef Jochen Rausch bei jetzt.de:
Das gerade die 20 bis 29-Jährigen schwer zu erreichen sind, liegt auch daran, dass es durch Internet und Podcasting andere Wege gibt, an neue Musik zu kommen. Einen Musikinteressierten erreiche ich mit dem Eins Live Hauptprogramm nicht, weil wir ein möglichst breites Publikum erreichen wollen. Da landet man natürlich beim Mainstream. Genau das stellt das Internet auf den Kopf. Man kann sich dort als Hörer viel mehr spezialisieren. Darauf müssen Antworten finden und Eins Live Kunst sehe ich als eine.
Und, liebe Gebührenzahler, da wir gerade beim Thema sind: Hört bitte auf mit dem lächerlichen Gejammer über die Gebührenpflicht für Rechner! Wir haben in diesem Lande ein öffentlich-rechtlich organisiertes TV und Radio, und das muss irgendwie bezahlt werden.
Steuergelder wollt Ihr, wenn Ihr mal ein wenig darüber nachdenkt, nicht dafür ausgeben. Bleibt also nur die Gebührenfinanzierung. Die wiederum trifft sinnvollerweise jeden, der geeignete Empfangsgeräte bereithält. Und dazu gehören inzwischen, der technischen Entwicklung sei Dank, auch Computer.
Ab Januar sind für jene Minderheit, die zwar einen Rechner, aber weder einen angemeldeten Fernseher noch ein Radio ihr Eigen nennt, die Radiogebühren von 5,52 Euro im Monat fällig. Da praktisch alle öffentlich-rechtlichen Radiosender samt diverser Webradios und auch viele Privatsender via Internet zu hören sind und außerdem immer mehr Fernsehen im Netz zu sehen ist, erscheint mir diese Summe nicht zu hoch.
Man bedenke: Aus den Gebühren wird auch Johnny finanziert, der letzte Woche zum RBB-Sender Fritz zurückgekehrt ist und dort jetzt wöchentlich Trackback produziert.
Und, bitte, die Nicht-Nutzung rechtfertigt nicht die Zahlungsverweigerung. Die ARD und ZDF im Herzen abgeneigte Sofakartoffel mit übermäßigem Privatfernsehkonsum muss trotzdem zahlen, so sind die Regeln. Was Ihr meint, nennt sich nenne ich Bezahlfernsehen und -radio – das gibt es auch, hat aber mit öffentlich-rechtlichem TV und Radio nichts zu tun.
Frühindikator
Man kann sich sicher sein, dass am nächsten Sonnabend „Wetten, dass…?“ kommt, wenn am Donnerstag Meldungen wie diese über den Ticker laufen.
neu.de 2.0 beta
Es gibt ja durchaus soziale Software, für die Internetnutzer zu zahlen bereit sind. Und zwar erheblich mehr als die bekannten 5,95 Euro für openBC/Xing – im Falle von neu.de bis zu 19 Euro im Monat. Für Männer.
Dating findet dort nicht mit Büchern statt, sondern eher konventionell. Was natürlich in vielen Erfolgsfällen bedeutet, dass die teuer geworbenen Abonnenten nach geraumer Zeit wieder von dannen ziehen.
Nun wird ja das neue neu.de ziemlich Web 2.0. Das fängt beim aufgeräumten Design (runde Ecken!) an und hört bei aus Film, Funk und mabber.de bekannten Kommunikationsfunktionen nicht auf.
Was liegt da näher, als dem Exodus glücklich Verkuppelter entgegenzuwirken? neu.de-Chef Sven Jan Arndt hat dafür eine einfache, aber bestechende Idee: einen Freizeitbereich für all jene, die auf neu.de einen signifikanten Teil ihres sozialen Umfeldes gefunden haben, aber nicht mehr (oder noch nicht) bereit sind, dafür besagte 19 Euro zu entrichten.
neu.de goes MySpace sozusagen. Kostenlos, weil es der Werbung für den Bezahlbereich dient. Könnte funktionieren. Soll aber erst im Frühjahr kommen.
Und im dritten Schritt leuchtet dann auch noch ein geschäftlicher Bereich am Horizont des Arndtschen Denkens und Planens auf. Auch der könnte kostenlos sein, „je nach Konkurrenzsituation“, sagt Arndt. OpenBC/Xing, hergehört! Das könnte spannend werden im Jahre 2007.
Bis dahin bewirbt neu.de sein Stammgeschäft mit einer im Vergleich zur bisherigen Werbung höherwertigen Kampagne. Musik und Bilder stammen von Sebastian Hämer, der singt wie Xavier Naidoo (gleicher Produzent!), aber ganz anders aussieht.
Video zu „Nur mit Dir“ von Sebastian Hämer, zweite Singleauskopplung und zugleich Lied zur Kampagne
Tim von Törne über seinen Wechsel zu Cellity
Tim von Törne (35) verlässt Skype und steigt bei Cellity ein. Cellity will im November eine neue Lösung für ein altes Problem auf den Markt bringen: hohe Mobilfunkrechnungen.
In Gummistiefeln standen Tim von Törne und Sarik Weber heute früh auf dem überfluteten Fischmarkt Rede und Antwort.
Welchen Grund hatten Sie, Skype zu verlassen und zu einem Startup zu wechseln?
Tim von Törne: Ich bin ein unternehmerisch geprägter Mensch. Meine bisherigen Aufgaben waren immer sehr unternehmerisch geprägt. So war es bei Skype, und so ist es nun bei Cellity.
Und Skype bietet nicht mehr genug unternehmerisches Potenzial?
Cellity gibt mir die Möglichkeit, mich noch stärker in die Geschäftsführung einzubringen und eben tatsächlich als Unternehmer tätig zu werden. Ich glaube an das Team und das Konzept.
Worin unterscheidet sich Cellity von herkömmlichen Callthrough-Angeboten?
Cellity ist intelligentes, vollautomatisiertes und eben einfach zu bedienendes Least Cost Routing vom Handy. Das haben wir so in der Form am Markt nicht gesehen und sehen einen Bedarf dafür.
Wenn mich nicht alles täuscht, hatte die Telekom mal etwas Ähnliches am Start. Das hieß easyisicall-by-call, war aber nicht übermäßig erfolgreich.
Im Mobilfunk haben wir ähnliche Lösungen noch nicht gesehen. Wir glauben daran, dass die meisten Handynutzer grundsätzlich mit der Höhe ihrer Handyrechnung nicht zufrieden sind, und somit glauben wir, dass es für unsere Lösung einen echten Markt gibt.
Wie sieht das Preismodell aus – gibt es fixe Minutenpreise, weiß ich als Kunde, was ich zahle?
Ja, der Nutzer weiß, was er zahlt. Aber noch wichtiger: Er kann sicher sein, dass es mit uns entweder günstiger ist, oder der Call läuft über seinen bisherigen Tarif. Also zusammengefasst: An uns zahlt er nur, wenn er wirklich spart.
Cellity startet als Beta im November – wie viele Kunden wollen Sie im ersten Jahr gewinnen?
Wir wollen den Betatest mit 5000 Lauten Leuten durchführen.
Sarik Weber: lauter Kunden 😉
Zahlenden Kunden, nehme ich an 🙂
Tim von Törne: Ja, das ist richtig.
Und dann? Keine Zahl für November 2007?
Auf jeden Fall sechsstellig, aber genauer können wir das leider noch nicht quantifizieren.
Jetzt gibt es drei Köpfe bei Cellity – wie sieht die Aufgabenverteilung aus?
- Nils Weitemeyer, CEO (Strategie und Operations)
- Sarik Weber, Vorstand Marketing und Vertrieb
- Tim von Törne, VP Business Development (insbesondere Kooperationen)
- Matthias Lanz, VP Engineering
- Ben Körber, VP Produkt
Wir sind z.Zt. ca. zehn Leute fest und fünf Freelancer.
Sarik Weber: Matthias Lanz hat bereits über 10 Jahre mit Nils Weitemeyer erfolgreich zusammengearbeitet.
Tim von Törne: Benjamin Körber war Partner bei der Unternehmensberatung bpc intelligence, die sich auf die Beratung von Telko und Energieversorgern spezialisiert haben.
Wie ist Cellity finanziert?
Sarik Weber: Die cellity AG ist momentan ausschließlich mit Eigenmitteln finanziert.
Momentan heißt, es gibt Gespräche?
Tim von Törne: Ja, natürlich.
Wenn man die Presse so liest, dann ist da eine gewisse Skepsis zu vernehmen, was das Geschäftsmodell angeht. Ist nicht womöglich bald schon die Luft raus, weil Handytarife sinken?
Sarik Weber: Ist doch recht positiv 😉
Tim von Törne: Wir glauben, dass die großen Carrier noch lange versuchen werden, ihre Preise hoch zu halten. Somit wird es ein längeres Fenster für uns geben.
Waren die kritischen Stimmen also nur die üblichen Miesmacher?
Sarik Weber: Eine gesunde Skepsis zum Start ist immer gut. Als Lars openBC 2003 gegründet hat, wollte zunächst auch niemand an ihn glauben. Niklas Zennström hat bei der Gründung von Skype ein Jahr lang Geld gesucht.
Wie seht Ihr das – sitzt das Geld heute wieder lockerer?
Tim von Törne: Ich glaube, für gesunde Geschäftsmodelle war es immer möglich, Investoren zu finden. Aber sicher, die Zeiten sind definitiv wieder etwas positiver – wenn Team, Konzept und Timing stimmen.
Bis hierhin vielen Dank!
Tim von Törne auf der Next 10 Years im Mai