Christian Leybold von BV Capital informiert die Besucher des Web 2.0-Kongresses über Venture-Kapital im ’neuen Web‘.In den USA sind die Kapitalvolumina vielmal so hoch wie in Europa-und liegen bei ca 4 Millionen Dollar pro Quartal- , aber es gibt keinerlei Boom – anders als ende der 90er. Die Investitionsvolumina sind gleichbleibend.
Ein Beispiel: Der Investor in Youtube hat seinen Einsatz verfünfzigfacht.
Aktuell werden auch nur noch Marktführer gekauft und das von „Großen“ (Google, Yahoo, NewsCorp). Übernahmen spielen zudem eine größere Rolle als (damals) Börsenegänge, was regulatorische Gründe hat.
Insgesamt ist der Internetbereich für VCs wieder interessant geworden und auch Europa holt hier langsam auf, unter anderem weil die Breitbanddurchdringung und die Online-Werbebudgets steigen.
Die Bedingungen haben sich seit den 90ern verändert: die Nutzer kennen sich besser im Netz aus und es gibt ‚heatseekers‘, die alles einmal ausprobieren (und weitersagen wenn es funktioniert). Serverkosten und Übertragungskosten sind gesunken und es gibt global viele – auch preiswerte – Entwickler. Für den Erfolg ist der Standort nicht erheblich – virale Effekte und Internetmarketing machen es möglich.
Bootstrapping (kündigen und Kredit aufnehmen) oder private Angelinvestoren (500k) machen schnelle Einstiege möglich – aber auch schnelle Kopien. Generell ist es billiger geworden Webprojekte zu starten.
Die Investoren brauchen heute ein weltweites Radar müssen die Investoren nach Projekten suchen – die Projekte kommen nicht mehr von selbst zu den Investoren. „Wir sind es, die die Firmen ansprechen“, erklärt Leybold.
Wie werden Firmen und Geschäftsmodelle von den VCs durchleuchtet?
Der Blick wird auf das ‚per User‘-Modell gerichtet:
Der ‚Customer Lifetime Value‘ ist: Lebensdauer im Monaten mal monatlicher Verdienst und dieses minus der Kosten für die Akquise des Einzelkunden. Der Wert der Firma entspricht dann den CLTV mal der Nutzerzahl und deren Wachstumsrate.
Wie sieht es aber mit den Businessmodellen aus?
– Werbung
Die Kundenakquisekosten müssen niedrig sein, da die Monatseinnahme pro Kunden gering ist. Deshalb sollte der Kunden zwei bis drei Jahre bleiben. Je besser man ihn kennt (Ort, alter, Interessen, …), desto einfacher kann man passende Werbepartner finden.
– Abomodell
Sind die Dienste einzigartig? Dann ist es einfacher.
Kostet der Dienst von Anfang an, so skaliert der Dienst zwar gut, erfordert aber hohe Marketingkosten.
Premiummodelle machen die Nutzer abhängig von kostenfreien Modellen und motivieren sie den Bezahlservice zu nutzen.
– Transaktionsmodell
In virtuellen spielen ist das Spielen kostenlos, Zusatzitems und virtuelle Geschenke aber erzielen große Einnahmen.
Online-Erfolg beruht auf mindestens zwei von drei Säulen:
– Nützliche Inhalte (z.B. Qype)
– Nützliche Werkzeuge (z.B. del.icio.us)
– Netzwerknutzen (Wen kann ich so kontaktieren? OpenBC/Xing)
Tools kann man über Premiummodelle monetarisieren (Werbefrei machen, mehr Speicher o.ä.)
Inhalte passen zu Werbung – Netzwerke werden ebenfalls zu Premiumdiensten oder verkaufen virtuelle Geschenke.
Fazit: Die grundsätzlichen Businessmodelle sind gleich geblieben aber die Rahmenbedingungn haben sich geändert und machen die bekannten Modelle effizienter.
Wie lockt man nun VCs an?
Man nehme: ein erfahrenes Team, einen Wachstumsmarkt, eine Innovation, die bei Erfolg bestehende Märkte aufmischen kann und Marktführer verscheuchen kann. Und man sollte etwas anbieten, das nicht simpel kopierbar ist.
Wesentliche Faktoren sind allerdings auch Zuhörerschaft und Inhalte, eventuell ist sogar die Zuhörerschaft (User) überbewertet.
Stichworte, die VCs aktuell spannend finden sind: Relevanz (digg.com etc.), Kommunikation (IM, VoIP etc. – ideal für virale Effekte), Community (da sind die Leute), effizientere Werbung (die Werbebudgets wandern ins Netz), Spiele (World of Warcraft etc.), Content („Mann muss sehen, wie das mit dem Fernseher zusammenwächst“), P2P (der vernünftigste und effizienteste Weg Content zum User zu bekommen), Personalisierung (der einzelne Nutzer steht im Mittelpunkt).
Aus der Diskussion:
„Eine VC-Partnerschaft ist wie eine Heirat auf Zeit. Man arbeitet sehr eng zusammen und involvieren uns in die Firma – wir sind keine Bank. Auch eignen sich sehr kleine enge Anwendungen nicht für Venturekapital. Man sollte sich seinen VC sehr genau ansehen.“
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