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Mark Pohlmann (SinnerSchrader): Die Bombe im Long-Tail

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Mark Pohlmann von SinnerSchrader spricht zu frühester Stunde zum Thema „Kontrollierter Kontrollverlust. Oder wie sie lernen, die Bombe zu lieben“. Und die Bombe ist: Transparenz, Partizipation und Dialog.

Basisthesen sind:
* Die Revolution findet im Marketing statt. Empfehlunsmarketing heißt auch, dass Markenhalter die Kontrolle über die Marke verlieren.
* Es gibt keine Geschäftsmodelle – die Wertschöpfung findet in der Aufmerksamkeit statt. Nur wer Teil des Gesprächs ist, kann es beeinflussen. „Wenn man das möchte, muss man rein.“
„Die Marke entsteht durch die Gespräche Ihrer Kunden“, betont Mark Pohlmann.
Die Reichweite dieser Gespräche entsteht im „Long Tail“, in den vielen kleinen Dialogen an vielen wenig besuchten Orten.
„Entspannen Sie sich, die Kontrolle über die Marke ist schon verloren“, ruft Mark dem BMW-Marketinginnovator von gestern nach, der im „drivers seat“ der Kundenkommunikation blieben wollte.
„Das Internet ist ein Ich-Medium – und das ist nichts Neues“, erklärt Mark, und 48 Millionen Amerikaner reden über sich und „hören“ nicht auf die Markenbotschaften. „Die Menschen beschäftigen sich nicht mehr mit Themen, die sie nicht interessieren.“
Jede dritte der Top 20-Websites nutzen inzwischen User Generated Content. Und die Stunden, die die Nutzer dort verbringen, gehen anderen Kanälen verloren. Diese Angebote haben einen großen Aufmerksamkeitsfokus, der Fernseher läuft im Hintergrund.
Beispiel, wie man verlieren kann: „Coke Zero“, die ‚Coke light‘ für Männer. Sucht man auf Google nach Coke, findet man an fünfter Stelle „Killer Coke“, Berichte über Cokes Aktivitäten in Kolumbien. Interessante Ergebnisse findet man auch bei Youtube, Flickr oder Digg. Beispielsweise die Coke light-Mentos-Videos, die viral geworden sind. „der Mitmachfaktor ist gigantisch“, grinst Mark Pohlmann von der Bühne. „Und was ist jetzt interessant? Coke Zero oder Coke Mentos?“
Konsequent wäre, die Leute zu Coke einzuladen und solche Experimente ausführen zu lassen.
Pohlmanns Tipps:
* Bieten Sie Gesprächsanlässe
* Bieten Sie Gesprächsorte
* Lassen Sie mitreden
* Hören Sie zu
* Teilen Sie die Aufmerksamkeit
„Sie müssen diese Leute unterstützen, ihre eigene Werbebotschaft zu kommunizieren.“
Die Revolution kommt, aber sie kommt nicht so schnell, nicht in den nächste drei bis fünf Jahren, ist Marks Einschätzung. Dazu sei auch ein Personalwechsel notwendig, die jetzt unter 40-jährigen seien diejenigen, die das umzusetzen hätten, weil diese sich nicht mehr mit dem alten Marketingmodell in den Ruhstand retten könnten.
Die Formel lautet: 1:(n=100)*1000=viele.

>“Jesus hat mit 12 Leuten angefangen, das hat auch geklappt. Wenn Sie mit den 100 wichtigsten Multiplikatoren reden, erreichen Sie über jeden 1000 Leute,“ rechnet Mark Pohlmann vor. Der Unterschied zu klassischem Marketing ist, dass diese Kommunikation keinen Reichweitenverlust bei höherer Glaubwürdigkeit bietet.
„Ich fand die Opel-Blogger-Kampagne sehr mutig, aber ich weiß nicht, ob sie erfolgreich war“, schränkt Mark ein. „Jedes Auto-Forum dieser Welt ist erfolgreicher.“
Mark Pohlmanns Themenblog.
(Anm. kurze Mail an ihn für den Vortrag als 1.6 MB-PDF)