in E-Commerce

Collaborative Culture, wie Manufactum sie sieht

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Manufactum ist mit über 100 Millionen Euro Umsatz zwar keiner der ganz großen Versender, aber sicher eine veritable Erfolgsgeschichte – wohl auch im E-Commerce. Schon im Jahr 2003 kamen 20 Prozent des Versandumsatzes über den damals noch recht bescheidenen Online-Shop herein.

Warum erwähne ich das? Gestern kam der Sommerkatalog 2006 ins Haus. Und mit ihm die Hausnachrichten aus der Feder von Thomas Hoof. Darin wiederum ein Abschnitt unter der schönen Überschrift „Arbeit und Interaktion (Habermas revisited)“, den ich hier zitieren möchte.

Die soziologisch Interessierten unter Ihnen werden sich der brennenden Sorge erinnern, mit der Jürgen Habermas und die Seinen in den letzten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts die Gefahr beschworen, daß die Sphäre der Arbeit (oder des instrumentellen Handelns) die Sphäre der Interaktion (oder der zwanglosen Kommunikation) demnächst – ratzfatz – verschlingen und vertilgen werde.

Das erschien schon damals als eine seltsame Verwechselung von Jäger und Beute, und richtig: Ein paar Dekaden später weiß man vor lauter Interaktion schier nicht mehr ein noch aus und muß sich allergrößte Sorgen um die Arbeit machen …:

Der Klempner wird des Leitungslecks nicht Herr, weil seine rechte Hand vom dauerklingelnden Mobiltelefon belegt ist und deshalb die Rohrzange nicht zu fassen kriegt; ein vollvernetzter Büromensch darf den Tag am Abend loben, wenn er es vermocht hat, seine E-Mails a) alle zu lesen, b) zum Teil zu beantworten und c) irgendwie so zu verstauen, daß er sie im Bedarfsfalle wiederfindet.

Die infolge dauernder Interaktion liegengebliebene Arbeit zeitigt ihrerseits notwendig eine Reihe nachteiliger Folgen, die mit vermehrter Interaktion in „Meetings“ und „Jours fixes“ bewältigt werden sollen, wobei alle Beratschlagungen unisono zum Ergebnis kommen, das Problem habe in mangelnder Kommunikation seine Ursache. Völlig verloren ist eine Institution, die sich daraufhin von Beratern eine „Collaborative Culture“ verpassen läßt: Dann werden die letzten Standhaften, die bisher still (oder gar stillvergnügt) und mit intelligenten Meetingvermeidungstaktiken eigenverantwortlich und zielstrebig vor sich hin gearbeitet haben, als die wahrhaft Schuldigen entlarvt und einer Umerziehung zwecks Erhöhung ihrer „Sozialkompetenz“ zugeführt.

Seit der Wirtschaft vorgerechnet wurde, daß fast die Hälfte der Arbeitszeit in den Verwaltungen in weitgehend folgenloser „Kommunikation“ verrinnt, kratzt sie sich bedenklich am Kopf, während in Politik und Gesellschaft die Flut noch steigt und überall „Runde Tische“ und anderes Sitzungsmobiliar anspült. Die Warnungen vor der „Collaborative Culture“ als Ideologie kamen schön zugespitzt von dem klugen Fredmund Malik, dessen Wirkungskreis, die Hochschule St. Gallen in der Schweiz, mittlerweile als einer der letzten Horte der praktischen Vernunft in Wirtschaftsdingen gelten muß.

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