Mehr Web 2.0 war nie: die Liste. [via Jason Calacanis]
Nachtrag: Bob Stumpel hat die Liste inzwischen aufgeteilt.
März 2006
DoubleClick will kauft Falk eSolutions kaufen
Eine knappe Ad-hoc-Mitteilung von gestern, 19.37 Uhr:
ad pepper media teilt mit, dass die Falk eSolutions AG, Moers mit der DoubleClick Inc. in Verkaufsverhandlungen steht. Ziel von DoubleClick Inc. ist, die Falk eSolutions AG vollständig zu übernehmen.
Und warum teilt ad pepper so etwas mit?
ad pepper media hält derzeit eine Beteiligung von 25,1 Prozent an der Falk eSolutions AG.
Gefunden bei Dirk Olbertz, der auch gleich eine Interpretation bereit hält:
DoubleClick wird die Falk wohl schließen. Spätestens wenn die letzten Verträge der Falk-Kunden ausgelaufen sind. Und in Deutschland ist wieder Platz für einen zweiten/dritten großen Anbieter von AdServer-Technologie. Die Online-Vermarkter in Deutschland werden sich jetzt gut umschauen müssen, um bei den nächsten Veträgen noch so gute Preise wie jetzt zu bekommen.
Aus der Sicht des Mediaplaners hingegen sieht die Sache etwas anders aus. André Jonske, Leiter von SinnerSchrader Media, hält den Deal für erfreulich, weil er die Standardisierung im Onlinemediageschäft vorantreiben würde. Falk eSolutions sei ein ernstzunehmender Konkurrent für DoubleClick dank einer besseren Technologie, die DoubleClick sich wahrscheinlich ins Haus holen würde. Der Marktvorteil von DoubleClick ist hingegen die hohe Verbreitung auf Publisher-Seite.
Nachtrag: Jetzt meldet auch Golem.
Zweiter Nachtrag: Und jetzt ist es amtlich:
Die Marke „Falk“ und die Ad-Management-Plattform „AdSolution“ werden nach der Übernahme voraussichtlich sukzessive auf die DoubleClick DART-Lösungen migriert. Dabei soll „das Beste aus AdSolution in die künftigen Generationen der DART-Plattform einfließen“, so DoubleClick. Letztendlich soll DART die alleinige Ad-Management-Plattform des gemeinsamen Unternehmens werden.
Hohes Maß an Unzufriedenheit
Was Jochen Krisch schon seit Tagen schreibt, weiß nun auch die Financial Times Deutschland [nur für Abonnenten]. Google Base wird eine Plattform für Einzelhändler.
Googles Europachef Nikesh Arora sagte der Financial Times [Artikel im Volltext], Google wolle, dass Einzelhandelsunternehmen ihre internen Datenbanken mit Produkten und Preisen zur Verfügung stellen. Google würde diese Daten indizieren und die Informationen in Form einer benutzerfreundlichen Suchmaschine zur Verfügung stellen. Den Endkunden würde somit ein virtueller Supermarkt mit verschiedenen Marken angeboten. Auch andere Branchen wie der Immobiliensektor, sind im Gespräch, sagte Arora: „Google Base wird eine enorme Auswirkung auf Einzelhändler haben.“
Die FTD referiert bekannte Basisinformationen zum Thema E-Commerce (große Einzelhändler haben Millionen in eigenen Internetauftritt investiert; Online-Einzelhandel wächst stark; trotzdem verkaufen einige Händler überhaupt nicht über das Internet) und die interessante Einschätzung eines ungenannten großen Einzelhändlers ohne eigene Internetpräsenz: Das Projekt sei interessant, sofern Google auch den Vertrieb arrangieren könne. Der Bericht schließt mit folgender Lagebeschreibung:
Bei Befragungen von 20 der größten europäischen Einzelhändler hat Google ein hohes Maß an Unzufriedenheit mit dem bisherigen Onlineauftritt festgestellt. Mehr als 60 Prozent waren nicht glücklich mit der Entwicklung ihrer Internetgeschäfte. Die Hälfte geht dennoch davon aus, innerhalb der nächsten zwei Jahre den Großteil ihres Umsatzes online zu erzielen.
Social Network 3.11
Eigentlich eine nette Idee. Aber leider umgesetzt, wie ich es von Microsoft gewohnt bin: holpriges Interface, ressourcenhungrig und langsam. Die Rede ist von Snarf, dem Social Network and Relationship Finder von Microsoft Research. Anfang Dezember hatte ich das gute Stück installiert. Sein Leistungsversprechen:
SNARF, a complement to e-mail programs such as Outlook, filters and sorts e-mail based on the type of message and the user’s history with an e-mail correspondent. The result: a collection of alternative views of your e-mail that can help you make sense of the deluge.
When launched for the first time, SNARF indexes your e-mail. When indexing is complete, a window with three panes is displayed. The top pane includes a list of people who have sent recent, unread e-mail addressed or cc’d to you. The middle pane includes people who have sent recent, unread e-mail addressed to anyone. And the bottom pane includes all people mentioned in any e-mail you have received in the past week.
An sich ein interessanter Ansatz. Und wäre Snarf besser implementiert, dann würde es sicher ein Hit. Aber in der Praxis verstellen etliche Hindernisse den Weg zum joy of use:
- Snarf ist langsam. Bei jedem Neustart zeigt es ein hässliches Fensterchen, das die Zahl der Mails hochzählt. Das dauert, kostet Prozessorleistung und RAM.
- Snarf indiziert alle Unterordner gleich mit. Wer seine Mail in hierarchischen Ordnern organisiert und bestimmte Ordner (Spam) nicht indizieren möchte, muss diese Ordnung umbauen.
- Snarf erkennt Automatenmail nicht als solche. Dabei ist Mail, die mir das CMS geschickt hat, unter sozialen Aspekten nicht so richtig relevant.
- Snarf erkennt auch nicht, dass die gleichen Menschen verschiedene Mailadressen nutzen.
- Das Interface ist nicht besonders lecker. Es erinnert mich an Windows 3.11. Das muss ich nicht haben.
Der große Vorteil ist nur: Es kommt mit einer Access-Datenbank aus, die gerade mal 269 MB groß ist. Für eine sechsstellige Zahl von Mails geht das in Ordnung.
Trotzdem ist jetzt Schluss mit dem Test. Snarf fliegt gleich von der Platte und macht Platz für Windows Desktop Search Beta. Demnächst auf diesem Sendeplatz: die Desktop-Suche von Google, Yahoo und Microsoft im großen Fischmarkt-Vergleichstest. Soviel kann ich schon verraten: Yahoo ist besser als Google.
Branded Entertainment by Pirelli
Pirelli tritt in die Fußstapfen von BMW. Am 23. März startet ein Internet-Kurzfilm („The Call“) mit John Malkovich und Naomi Campbell in den Hauptrollen. Das Projekt stammt von Leo Burnett Italy und spielt das alte, ewig neue Thema vom Kampf zwischen Gut und Böse. Ort der Handlung ist der Vatikan, Protagonisten sind ein päpstlicher Exorzist (Malkovich) und das personifizierte Böse (Campbell). Ein Trailer ist auf der Website bereits zu sehen.
Pirelli will damit eine neue Generation von Internet-Kurzfilmen starten, die mit den gleichen Mitteln produziert werden wie die großen Hollywood-Filme – anders als die BMW-Filmreihe:
Pirelli says its project, developed by the Leo Burnett advertising agency, goes several steps further. For one, the branding will be unusually subtle, with more Christian crosses than Pirelli P’s in the frame. The other automakers‘ films have featured lingering, loving shots of cars.
„The Call“ will be the centerpiece of Pirelli’s marketing for several years; and advertising in other media, including print and television, will be built around the Internet film. Pirelli said „The Call“ and its associated advertising would account for 60 percent of the company’s marketing budget — a Hollywood-style gamble on one production.
„We’re talking about a very important project, not just an ‚Internet‘ project,“ said Nicola Novellone, chief operating officer at Leo Burnett Italy, a subsidiary of Publicis Groupe. [E-Commerce Times]
Production.com zitiert AdAge mit weiteren Details. Demnach plant Pirelli einen Film pro Jahr.
Google Drive, Amazon S3 – wann kommt Ebay Storage?
Das Google Drive ist bestenfalls Alpha, da kommt Amazon schon mit einem ähnlich gelagerten Angebot auf den Markt: Amazon S3 – Simple Storage Service definiert den Webspace neu. Fast ohne Grenzen: Dort gespeicherte Datenobjekte können bis zu 5 Gigabyte groß sein. Kein Grundpreis, kein Einrichtungspreis. 15 US-Cent pro gespeichertes GB und Monat, 20 US-Cent pro GB Datentransfer.
Amazon S3 richtet sich an Entwickler, nicht an Endkunden. Vermutlich werden wir in Bälde Speicherdienste sehen, die auf der Amazon-Plattform aufsetzen und das entsprechende Preisniveau an den Endkunden weitergeben. Man vergleiche zum Beispiel mit box.net: Dort gibt es 1 GB Speicherplatz inkl. Traffic kostenlos, 5 GB kosten 4,99 Dollar im Monat. Das gleiche Volumen würde bei Amazon S3 mit 75 US-Cent berechnet und könnte für die übrigen 4,24 Dollar gut 21 Mal herauf- oder heruntergeladen werden.
Für Michael Arrington von Techcrunch würde ein Traum wahr: Better and Cheaper Online File Storage war im letzten Jahr die Nummer Eins auf seiner Wunschliste Companies I’d like to Profile (but don’t exist). Sein Urteil:
S3 changes the game entirely.
Netzspeicherplatz ist definitiv eines der nächsten heißen Themen für die AEG-Troika. Bleibt nur die Frage, wann Ebay mit einem vergleichbaren Angebot auf den Markt kommt – dann wahrscheinlich für Endkunden und Powerseller.
Nachtrag: John Battelle kommentiert:
Anyone who thinks Bezos and Google are not on a collision course is just not paying attention.
Und Pete Cashmore meint:
Amazon’s S3 is a real game changer. […] The revolutionary element here is that the cost of starting a web-based company is continuing to plummet.
Was macht eigentlich Gerd Gerken?
Werbung generiert keine Wirklichkeit – das Internet generiert die Wirklichkeit.
Ein Satz, vermutlich von Gerd Gerken, der gestern seinen 663. Geburtstag feierte. Der einstige Star-Zukunftsberater und -Trendforscher ist offensichtlich unter die Esoteriker gegangen. Auf noesa.com verkauft er Produkte der Alchemie samt der zugehörigen Philosophie. Fulfilness.com ist laut Selbstbeschreibung „eine neue Art der Prävention, ganz ohne Medizin und Arznei“. Und Noeterik ist „die Lehre von der Verbesserung des Lebens durch die Nutzung desjenigen Geistes, der das Werden verursacht“.
Bis Anfang des Jahrtausends befasste sich Gerken noch mit vergleichsweise handfesten Themen. 2001 erschienen die drei Bände Cyber-Branding, Cyber-Selling und Cyber-Manipulation. Der Metropolitan-Verlag hat seinen früheren Autor inzwischen von der Website entfernt.
Multimedia programmiert das Gehirn der Menschen entscheidend um. Bisher herrscht das Primat der aktuellsten Information. Multimedia tötet Information durch zu viele Information. Es entsteht ein Multiversum, dessen einzige Sprache Magie ist. Wer also in den elektronischen Datenräumen mitreden will, muß Exformation, definiert als „gesagtes Geheimnis“, anbieten – und das ist, Magie pur. Dazu braucht man ein völlig anderes Instrumentarium – das der angewandten Spiritualität. Das bedeutet: Wer in den Netzen kommunizieren will, darf keine logischen Botschaften anbieten – keine Information – , sonst redet man an der Realität von Multimedia vorbei.
Gerd Gerken [Telepolis]
Kommunikation 2.0
Der Fischmarkt hat ein kleines Schwesterlein bekommen: Auf dem Themenblog – jetzt im neuen Look & Feel – behandelt der geschätzte Kollege Mark Pohlmann die kommunikative Seite des Web 2.0. Also weder big fonts and rounded corners noch Ajax oder Warenkörbe, sondern Unternehmen, die zuhören.
Sein Credo formuliert der bekennende Barista und FAZ-Abonnent in altertümlicher Rechtschreibung:
Wer seinen Kunden auf ihren Märkten nicht zuhört, wird von ihnen nicht wahrgenommen. An der Fähigkeit der Unternehmen zum Zuhören und ihrer Kultur, Kunden in einen aktiven Dialog hineinziehen, bemißt sich das Maß der Identifikation ihrer Kunden und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit.
Die besten Web-Analytics-Lösungen
Der Markt für Web-Analytics-Werkzeuge ist nach wie vor sehr fragmentiert. Das macht die Auswahlentscheidung nicht eben leichter. Etwas Licht ins Dunkel bringt eine aktuelle Untersuchung der Berliner Beratungsagentur Ideal Observer, die insgesamt 73 Lösungen genauestens unter die Lupe genommen und ein Ranking erstellt hat.
Auf Platz 1 kam zur Überraschung mancher Branchenkenner SAS Web Analytics.
Das Interface ist oft nicht so elegant wie das der Mitbewerber, ist aber immer gut bedienbar und frei konfigurierbar. Die Flexibilität des Datenimportes und die Analysemöglichkeiten werden von den anderen Lösungen deutlich nicht erreicht.
Auf den Silber- und Bronzerängen folgen Coremetrics Online Analytics und WebSideStory HBX Analytics.
Diese beiden Lösungen sind, bleibt man bei Anbietern, die sich allein auf Web Analytics konzentrieren, deutlich die besten. Beide haben in den letzten zwei Jahren enorme Fortschritte in der Anpassung an die Bedürfnisse der Nutzer der Systeme einerseits und der Integration wichtiger Bereiche andererseits gemacht.
Der Autor der Studie, Frank Reese, hat den Markt in drei Segmente aufgeteilt: 16 Produkte aus dem High-Level-Bereich (monatliche Kosten höher als 1.000 Euro), 35 Lösungen für mittlere Budgets (monatlich zwischen 100 und 1.000 Euro) und 22 Low-Cost-Tools.
Google Analytics? Platz 26.
Siehe auch: Marketing treibt Web Analytics
Der bessere Warenkorb
Man stelle sich einen Supermarkt vor, in dem die Hälfte aller Kunden ihren gefüllten Einkaufswagen einfach irgendwo abstellen und den Laden verlassen. Shopblogger Björn Harste müsste wahrscheinlich neue Packer einstellen, die den ganzen Kram zurück in die Regale schaffen.
Im E-Commerce scheint das ganz normal zu sein. Neben zu hohen Versandkosten und enttäuschten Preiserwartungen ist die Kassentechnik im Netz einer der Hauptgründe für Bestellabbrüche. Je länger der Prozess, desto höher die Ausstiegswahrscheinlichkeit.
Der Klassiker unter den Web-Kassen ist immer noch eine Folge von HTML-Formularen, die mit den richtigen Daten gefüllt werden müssen. Falsche Eingaben werden erst erkannt, wenn der Kunde das Formular bereits abgeschickt hat. Die Folge sind Fehlermeldungen, Eingabewiederholungen und noch höhere Abbruchwahrscheinlichkeit.
Dem abzuhelfen schickt sich Allurent mit einer Anwendung an, die den gesamten Checkout-Prozess in einer kompakten Flash-Lösung abbildet. Der Kunde bekommt unmittelbar Rückmeldung auf seine Eingaben, ohne dass jeweils der Server angesprochen oder Seiten neugeladen werden müssen.
Der Spaß ist nicht ganz günstig: Laut multichannel merchant kostet Allurent Buy ab 150.000 Dollar plus Implementierung. Dafür gibt es jedoch eine um bis zu 50 Prozent bessere Konversionsrate, gemessen über die Dauer des Checkout-Vorgangs. Das könnte sich lohnen.
Aber warum überhaupt Flash? Liegt nicht Ajax sehr viel näher? Ein Ajax-Warenkorb könnte vermutlich Ähnliches leisten und wäre wohl erheblich günstiger zu implementieren. Das erste ernstzunehmende Beispiel für Ajax im Bereich E-Commerce ist GAP. Dort allerdings endet die schöne Ajax-Welt vor der Kasse: Der Checkout-Prozess selbst ist offensichtlich konventionell.
Siehe auch: Der ewige Warenkorb