Amazon: 1-Click-Striptease, gratis!

VeenManuela Hoffmann machte dieser Tage darauf aufmerksam, dass Jeffrey Veen seinen 2000er Klassiker über zeitgemäßes Web-Design nun als kostenloses E-Book zum freien Download anbietet. Konsequent, denn Jeffrey berichtet heute lieber davon, wie sich durch die neuen Tools wie Blogs, Wikis, Social Software, RSS, open APIs das Web dramatisch verändert – und mithin auch das Design. Trotzdem lohnt ein Blick in TAaSoWD auch heute noch. Insbesondere die Schwierigkeit, konsistente Benutzeroberflächen in offenen Umgebungen zu schaffen, bleibt ein Dauerbrenner (Kapitel 2). Ein Beispiel? Nehmen wir den "Wunschzettel" bei Amazon: Handelt es sich hierbei um einen persönlichen Merkzettel oder um ein öffentliches Schwarzes Brett? Amazon meint letzteres, doch viele Nutzer (und auch alte Netzpioniere wie Peter und Paulus) interpretieren dieses Feature anders und teilen der Welt unbekümmert mit, was sie bewegt. Jeff, lese Jeffrey.

Travel schlägt Handel

2004commerce_1Dominique Vidal (COO Yahoo! Europe) stieß mich auf dem DMMK mit seiner Keynote auf eine Studie, die ich bisher übersehen hatte. Die EIAA Media Consumption Study 2004 (PDF) liefert auf 19 von 20 Slides ziemlich exakt das, was ich erwarte, wenn ich Gattungsmarketing für mein Thema mithilfe der Marktforschung betreiben möchte. Umso interessanter daher das vorletzte Slide, in denen die Auftraggeber keine Stakes halten: Das Search, Browse & Buy-Verhalten in verschiedenen Kategorien. Die Touristik hat nun nicht nur nach Umsatz (Vorteil: Warenkorbhöhe), sondern auch in der Nutzungsintensität den Handel im Web überholt.

1,9 Milliarden

Auf gewaltige Zahlen kommt Novomind bei seiner Berechnung des durch unzulängliche  Technik verschenkten Online-Umsatzpotenzials. Demnach gingen allein im ersten Quartal 1,88 Mrd. Euro Umsatz durch die Lappen. Basis der Berechnung sind (nicht näher eingegrenzte) Zahlen der GfK, vermutlich aus der Online Shopping Survey.

Leider geben die Kollegen keinen näheren Einblick in ihre Rechnungsmethoden. Denn irgendwo, mutmaßt der Betrachter, muss das ganze Geld ja geblieben sein. Oder sollten etwa einfach zwei Drittel der für 2005 erwarteten 13 Mrd. Euro als verschenktes Potenzial gelten? Das wären 2,16 Mrd. pro Quartal – was der Novomind-Zahl schon recht nahe kommt…

iBusiness hat jetzt übrigens auch Trackback. Gleich mal ausprobieren.

Wer weiß es? Google.

Google_trends_tchibo_1 "E-Commerce rockt wieder" – um diese Aussage mit Fakten und Geschichten zu unterfüttern, haben wir fischmarkt.de ins Leben gerufen. Jetzt gibt es den quasi finalen Beweis für diese Behauptung: Ikea und Tchibo gehörten laut "Google Zeitgeist" im Mai zu den zehn häufigsten deutschen Suchanfragen. Wer für den vorderen Platz von "Knuddels" verantwortlich ist, möge sich hier bitte rechtfertigen.

Im Sommer nach Sylt

Ts_karte_sylt_deWie sich kurzfristig ein Zusatzgeschäft realisieren lässt, das zugleich die eigene Marke stärkt, zeigt Hapag-Lloyd Express (HLX) gerade am Beispiel seiner neuen Sylt-Verbindung. Das Timing war äußerst eng: Am 21. Juni erfuhr die Welt erstmals davon, dass der TUI-Billigflieger im Sommer zweimal wöchentlich von Köln/Bonn aus die Nordsee-Insel anfliegt. Wichtigste Kommunikationsmittel: eine Pressemitteilung und der wöchentliche Newsletter, der inzwischen an über 600.000 Abonnenten geht. Buchungsstart war sofort, der Flugbetrieb beginnt am 8. Juli (und endet am 29. August).

Das Ergebnis überzeugt: Binnen 48 Stunden waren fast 20 Prozent der Kapazität verkauft. Über 60 Prozent der Buchungen kamen aus dem Newsletter. Der durchschnittlich erzielte Ticketpreis übertraf die Erwartungen. Mit klassischen Medien wäre diese Aktion völlig unmöglich gewesen, lautet das Fazit, das Kerstin Aberle, Onlinemarketingleiterin bei HLX, letzte Woche auf dem Deutschen Multimedia Kongress in Berlin zog. HLX verkauft 80 Prozent seiner Tickets über das Web, 15 Prozent über Reisebüros (die ebenfalls über das Web buchen) und 5 Prozent via Call-Center.

Ohne Filter

Szmediathek_2"A Long Tail without good filters is just noise", schreibt treffend

Interessanterweise liegt die SZ-Mediathek etwas quer zu dieser Unterscheidung. Sie nutzt die redaktionelle Selektionskompetenz des Feuilletons einer großen Qualitätszeitung (und damit einen klassischen Pre-Filter): Alle Rezensionen der vergangenen Jahre sind online.

Zugleich erscheinen aber in der SZ besprochene Bücher in den Suchergebnislisten ganz oben. Also dienen die Rezensionen auch als Post-Filter, der am langen Ende der Nachfragekurve für Orientierung sorgt.

Die Süddeutsche positioniert sich also, wie der berühmte Igel im Wettlauf mit dem Hasen, an beiden Enden zugleich. Geschickt.