Graumarkt

JoopOffensichtlich ist es im Internet einfacher, gefälschte Markenprodukte zu kaufen als echte. Oder gibt es irgendwo im Netz die Kollektionen, Parfums und Accessoires von Joop! in einer Auswahl, die auch nur annähernd mit Ebay konkurrieren kann?

Dort standen heute morgen 4022 Artikel zum Kauf bereit. Zum Vergleich: Galeria Kaufhof hat 21 Joop-Duftwässerchen im Angebot.
Conley’s liefert 23 Treffer aus dem Bereich Mode, und bei Peter Hahn – der immerhin das Google-Adword "Joop" gebucht hat – zeigt der Klick auf die Google-Anzeige gerade einmal fünf Joop-Produkte.

Wo gibt es das komplette Sortiment? Die Website ist, für die Modebranche typisch, design-lastig und informationsarm. Verkauft wird anderswo. Joop arbeitet mit Franchise-Nehmern, betreibt Flagship-Stores in Düsseldorf, Hamburg und Kampen auf Sylt und setzt ansonsten auf den Handel. Keine Spur von Direktvertrieb via Internet.

Schön sein

Cyrus Khazaeli ist Dozent an der FH Wedel und Autor einiger Standardwerke zu digitalem Design. Sein jüngstes Buch heißt "Systemisches Design. Intelligente Oberflächen für Information und Interaktion" und erscheint im Juli. Auf seiner Promotion-Tour kommt der Autor bei medienhandbuch.de zum Interview vorbei. Auszug:

Khazaeli_1Amazon und eBay wollen nicht schön sein. Schönheit will immer auch die
Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und das kann störend wirken. Die
Neutralität und Schmucklosigkeit dieser Sites ist gewollt. Sie ist
funktional und alles was in diesem Sinne funktional ist, kann
zumindestens nicht hässlich sein. Aber wenn jemand Funktionalität mit
Einfachheit oder sogar Einfallslosigkeit verwechselt, wie Jacob Nielsen
das getan hat, und wenn er diese Meinung zum kategorischen Imperativ
erhebt, dann kommt man auf diesen unnötigen Antagonismus: Einfaches
funktionales Design kontra visuell orientiertem, unfunktionalem Design.

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Verwirrter Souverän

Die Neue Zürcher Zeitung eignet sich gut dazu, gelegentlich auch kluge Köpfe zurechtzurücken. Heute fasst das Blatt wie gewohnt abgewogen die Diskussion um den souveränen Medienkonsumenten und seine durch digitale Technik gewonnene Macht zusammen und ordnet manche Aufregung in den richtigen Kontext ein. (Da NZZ-Artikel nur einen Tag lang frei zugänglich sind, habe ich eine Kopie bei spurl.net abgelegt.)

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Apple WebObjects: Sag zum Abschied leise Servus

Wo

___________Steve, Du hast es vermasselt. Dein WebObjects war der Motor von Dell, TUI, Libri, der Deutschen Bank  – mit Deinem Code wollten wir die Welt erobern. Trotz  Deiner Hochpreispolitik von $50.000 pro CPU. Aber als kein Kunde mehr Lizenzmillionen zahlen wollte, senktest Du nicht den Preis. Und ob der sinkenden Erlöse, wurden die Releases immer kleiner. Jetzt denkst Du, nach einigen viel zu späten Preissenkungen, über eine Open-Source-Strategie für Deinen AppServer nach. Klar, damit könntest Du die Kosten für Deine iTunes- und Apple-Stores durch geschicktes Outsourcen der Framework-Maintenance an Deine treue WO-Gemeinde noch mal senken. Aber da irrst Du Dich; Du kommst zu spät. Wir haben geswitcht.

Ordnung schaffen

Als "das SZ-Phänomen" würdigt guillemets.de den Erfolg der Buch-, CD- und DVD-Reihen aus dem Hause der Süddeutschen Zeitung.

Die Unübersichtlichkeit des Buchmarktes (speziell auch des
Lexikon-Marktes) und das Fehlen von aussage- und medienkräftigen
Markennamen haben bei vielen Buchkunden zu einer Art Frust geführt,
weil sie von der Vielzahl der Bücher und deren Verlage so überfordert
sind. Selbst die Buchhändler können die einfachsten Fragen wie »Ich
wollte noch dieses süsse kleine gelbe Büchlein haben, den Sie letzte
Woche zum Sonderpreis verkauft haben? Haben Sie es noch?«
nicht beantworten.

Diesem Frust wirkt auch die SZ-Mediathek entgegen, in der nicht nur die hauseigene Biblio-, Cinema- und Diskothek zu haben ist, sondern das gesamte lieferbare Mediensortiment. Und zwar strukturiert durch die Brille der SZ-Redaktion: Dort rezensierte Bücher erscheinen als relevante Suchtreffer ganz oben, die Rezensionen sind im Volltext nachlesbar (und als RSS-Feed erhältlich).

Markenfeindliche Umgebung

Die Page berichtet (und Martin Oetting schreibt) über einen originellen Ansatz von Markenherstellern,

der konsum- und markenfeindlichen Discount-Umgebung in den Super- und
Hypermärkten zu entgehen und ihre Marken neu, interessant und ungewohnt
zu inszenieren.

Sie machen einfach Kurzzeit-Läden an unüblichen Orten auf. Sozusagen die Real-World-Alternative zum Online-Shop, der ja das gleiche Problem adressiert.

(Unbedingt lesenswert ist auch die kleine Geschichte, die Martin über seinen alten Kunden interlübke erzählt.)

Ist Berlin die webbigste Stadt der Republik?

PlazesDurch ein Anekdötchen von Martin Röll beschäftigte ich mich heute – nach langer Pause – mal wieder mit Plazes . Und wieder bin ich unsicher, ob es sich durchsetzen wird. Der "harte" Nutzen ist nicht richtig offenkundig und für das spielerische Element, ist mir das Interface zu sperrig. No "Joy of use" (mehr diesem Thema). Aber vielleicht irre ich mich. Das Wachstum von Plazes macht mich zumindestens nachdenklich: 20% Wachstum — pro Monat. Berichtet futuregeek. Und noch was bringt mich ins grübeln: in Berlin breitet sich die Nutzung geradezu epidemisch aus. Ist unsere Hauptstadt also doch am webbigsten — oder haben die Berliner einfach nur zuviel Zeit? 

Kannibalisierung

Es war eine jener Diskussionen, die Ende der 90er für Aufruhr sorgten. Kannibalisiert der Direktvertrieb via Internet die klassischen Vertriebskanäle? Wie lassen sich Kanalkonflikte kanalisieren vermeiden? Was angesichts von zaghaften Anfängen und geringen Online-Umsätzen noch eine eher akademische Debatte war, hat heute handfeste Ausmaße angenommen.

Jüngstes Beispiel: Die Allianz-Vertreter machen Dampf, weil der Versicherer  attraktive Direkttarife im Internet und günstige Zweittarife (mit geringeren Provisionen) anbieten will. Nun fordert (laut FTD) die Interessengemeinschaft der Vertreter vom Allianz-Management,

"den Direktvertrieb zu verhindern und die Produkt- und Provisionsveränderungen einvernehmlich zu regeln".

Klar, hier lauert ein struktureller Konflikt, denn warum sollten Kunden teure Tarife inklusive Vertreterbesuch zahlen, wenn sie die Leistungen der Allianz auch direkt und noch dazu günstiger bekommen können? Das Drohpotential der Vertreter ist jedoch arg begrenzt. Zwar können sie sich

"auf den Verkauf von provisionsstarken Versicherungsprodukten, wozu
keineswegs die Dresdner-Bank-Produkte wie Konten und Kreditkarten
gehören",

zurückziehen – aber macht das einem Vertriebschef wirklich Angst? War es etwa bislang nicht so, dass sich Vertreter vor allem auf ihre Provision konzentrierten? Lässt sich dieses Thema nicht im Zweifel durch höhere Provisionen lösen? Solange die dadurch verteuerten Produkte noch an den Mann zu bringen sind… Ich denke nicht, dass Versicherer hier viel zu verlieren haben – im Unterschied zu ihren Vertretern.