Twitter kommt nach Berlin, Rowan Barnett wird Deutschlandchef

Noch im Februar hatte Hamburg Gerüchte geschürt, wonach Twitter dem Vorbild von Google, Facebook und Airbnb folgend seine Deutschlandzentrale an der Elbe errichten würde. Daraus wird nichts. Twitter zieht nach Berlin. Das war schon seit einiger Zeit klar, als die ersten deutschen Mitarbeiter von Twitter begannen, Wohnungen an der Spree zu suchen.
Erliegt Twitter also dem Sog der Hauptstadt und des dortigen florierenden Start-up-Ökosystems? Die Entscheidung für den Standort Berlin könnte auch mit der Personalie des Deutschlandchefs zusammenhängen. Noch vor einigen Tagen hatte sich Twitter-Sprecherin Rachel Bremer in mysteriösen Andeutungen ergangen, der neue Country Manager sei bis dato bei einem großen deutschen Verlagshaus für das Thema Social Media verantwortlich.
Seit gestern ist die Katze aus dem Sack: Es wird Rowan Barnett, der bis jetzt das Community-Management und Social Media bei Bild.de leitete. Rowan Barnett ist bereits seit 2004 bei Axel Springer. Eines seiner ersten Themen dort war Second Life, worüber er 2007 auf der NEXT sprach.

Seit 2009 war er Community-Manager bei Bild.de. Und hat, stellt Netzökonom Holger Schmidt fest, seinen Job gut gemacht:

Bild.de bekommt mit Abstand den meisten Traffic aus den sozialen Medien unter allen großen Mediensites in Deutschland.

Bei Twitter gibt es für ihn noch viel zu tun, denn in Deutschland führt Twitter bis jetzt noch eher ein Schattendasein.

Ein unglaubliches Chart

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Als wir dieses Chart zum ersten Mal sahen, konnten wir es kaum glauben. Woher kommen diese seltsamen Höchststände beim Suchbegriff „next“, die sich seit drei Jahren in jedem Frühjahr wiederholen – und jedes Mal das Suchvolumen einer coolen und bekannten Marke wie Apple übertreffen?
Kann es wirklich sein, dass die next conference 2006, 2007 und 2008 für solche Ausschläge sorgt? Wow! Und wie wird das erst 2009 aussehen?

Nico Lumma predigt Social Media bei Scholz & Friends

Nico LummaSeit drei Wochen jagt bei Nico Lumma eine Sitzung die nächste. Der ehemalige Business Developer von Media Ventures hat bei Scholz & Friends angeheuert und entwickelt dort das Thema Social Media. Als Berater der Agentur war er schon seit einigen Monaten aktiv. Nun schaut er sich hauptberuflich das Agenturleben von innen an. Zunächst am Hamburger Neumarkt, bis er an die Kehrwiederspitze umzieht und den erstklassigen HafenParkplatzblick genießen kann.
Aus der Pressemitteilung:

Als Director Social Media wird Lumma agenturübergreifend Neu- und Bestandskunden darin beraten, ihre Kommunikationsbotschaften in und über soziale Netzwerke zu verbreiten. Darüber hinaus wird Lumma Social-Commerce-Konzepte und Strategien zur Monetarisierung digitalen Contents entwickeln.

„Das veränderte Verhalten von Konsumenten erfordert von Agenturen ein Umdenken in Kreation und Strategie. Es geht darum, aktiver Teil eines Gesprächs zu werden, Konversationen anzuschieben und diese in sozialen Netzen weiter voranzutreiben. Scholz & Friends hat das Potenzial, die Grenzen der Kreativität in sozialen Medien weiter auszureizen“, so Nico Lumma.

Etwas unkomplizierter erklärt Nico in einem Interview mit sich selbst, wie es zu dem Gig bei S&F kam:

Ende 2007 war ich eingeladen zu einer Diskussionsveranstaltung beim Medienforum Mittweida. Neben mir saß Marc Schwieger, Geschäftsführer von Scholz & Friends Neumarkt, und ehrlich gesagt wußte ich bis dahin nicht viel über Scholz & Friends, außer vielleicht daß meine Schwägerin dort vor Jahrenden mal gearbeitet hatte. Im Laufe des Gesprächs polarisierte Don Alphonso ein wenig in unsere Richtung (ca. ab Minute 40), was letztendlich dazu geführt hat, daß zwischen Marc und mir ein interessantes Gespräch über die Zukunft von Online-Werbung und Online-Handel entstanden ist.

Nico: Also alles war von langer Hand geplant?

Nico: Naja, nicht ganz, aber der erste Eindruck war schon recht positiv, so daß ich mich sehr gefreut hatte, als Marc im Sommer nachhakte und wissen wollte, wie denn meine Pläne nach meinem Weggang von Media Ventures wären. Wir haben uns dann zum Essen getroffen und mehr oder weniger unsere Diskussion vom November 2007 fortgeführt. Die anstehenden Themen bei S&F fand ich ziemlich spannend, so daß wir im Herbst eine erste, eher zaghafte Zusammenarbeit gestartet haben.

Nico hat die next conference von Anfang an durch seine Vorträge bereichert. Auf der allerersten next im Jahr 2006 präsentierte er mabber.com, ein Jahr später auf der next07 startete er Shoppero (und kehrte samt Familie aus Köln nach Hamburg zurück).
Die Story, mit der Nico & Friends demnächst durch die Lande ziehen werden, heißt Inspirationsgesellschaft. Das zugehörige Blog startet Nico demnächst heute zusammen mit Marc Schwieger, Partner und International Creative Director der Scholz & Friends Group.

We are living in an Inspiration-Society where information is everywhere. We read, hear and see pieces of information, and we also create, mix and change information. We do this for us and for others, as others also do this for us. Why are we doing this? Because we want to achieve something with the information we provide. We are turning a piece of information into an inspiration.

In a world where information is available everywhere, anytime and without cost, inspiration becomes the relevant value. Information turns into inspiration when it triggers something: a reaction, an answer, an emotion or sometimes even excitement. A review at Amazon.com, a restaurant-rating at Qype.com or a new set at Polyvore.com – these are all inspirations. A friend’s recommendation for a movie, the best friend’s advice on the best book to read or the shoes of the season. This is what happens in social networks all over the world every day, every second. The networked information-society becomes the inspiration-society. Everybody is receiver and everybody can become a sender of inspirations.

Inspiration is information that makes money. Inspiration is the missing link between content, community, and commerce. Inspiration will change how we consume media, find products to buy and how companies distribute their products.

Spannende Sache. Wir werden sehen, was daraus bis zur next09 noch so alles wird.

Warum Friendfeed den Markt verändert

Ob Friendfeed das nächste große Ding ist oder nicht, ist zwar eine spannende Frage. Wir in Deutschland müssen uns aber vorerst nicht damit beschäftigen.
Denn erfahrungsgemäß benötigen solche bahnbrechenden Technologien ein Jahr für den Weg über den großen Teich. So brauchte Twitter – gestartet 2006, groß herausgekommen 2007 auf der SXSW und der next07 – bis zur re:publica08, um die hiesige Webszene zu durchdringen.
Und auch Friendfeed – gestartet 2007, groß herausgekommen auf der SXSW in diesem Jahr – wird bis zur re:publica09 brauchen, um im deutschen Sprachraum Fuß zu fassen. Das ist nicht weiter schlimm, sondern entspricht deutschen Tugenden wie Gründlichkeit, Fleiß und Disziplin. Nur nichts überstürzen, erst einmal prüfen, gründlich überlegen und sorgfältig planen.
Schauen wir uns in der Zwischenzeit einmal an, wie Friendfeed meine Webmediennutzung verändert hat.
Am 19. April 2008 hat Friendfeed den Google Reader als Startseite auf meinem E61i verdrängt. Twitter hatte das übrigens nicht geschafft. Und das, obwohl Twitter eine sehr brauchbare und von mir intensiv genutzte mobile Version hat und Friendfeed keine, von fftogo.com einmal abgesehen.
Warum Friendfeed? Friendfeed liefert Neues, Interessantes und Spannendes – die Micromemes des Tages – von meinen Netzbekannten. Nicht nur, was sie bloggen oder twittern. Sondern auch, was sie bei del.icio.us speichern und im Google Reader interessant finden. Nebenbei erfahre ich noch, welche Musik sie bei last.fm mögen oder was sie auf den Amazon-Wunschzettel setzen.
Facebook hat das Konzept Newsfeed popularisiert, aber Friendfeed dreht das Rad ein gutes Stück weiter. Bis jetzt sind aggregiert Friendfeed 35 Dienste – weit mehr als Facebook. Und Friendfeed hat Kommentare zu jedem Link. Hört sich trivial an, fügt aber eine neue Interaktionsebene hinzu.
Denn erstaunlicherweise wird bei Friendfeed eifriger kommentiert als an der Quelle selbst. Es ist eine höchst kommunikative Umgebung. Dazu trägt ein simpler Trick bei: Jeder neue Kommentar bringt einen Link inklusive des Diskussionsfadens (Thread) wieder auf die Startseite zurück. Erfreuliche Nebenwirkung: Die heißen Geschichten stehen immer vorn.
Für mich ist deshalb jetzt Friendfeed Pflicht. Twitter und Google Reader streiten sich um den zweiten Rang in meiner Mediennutzung. Die Nase vorn hat bis dato Google Reader, weil dort alle Informationsströme zusammenlaufen. Denn selbstverständlich hat Friendfeed einen RSS-Feed. Und ebenso selbstverständlich habe ich den im Google Reader abonniert.
Facebook übrigens hat in letzter Zeit deutlich nachgelassen. Friendfeed hat zwar eine Facebook-Anwendung, aber Facebook wird bis jetzt nicht von Friendfeed aggregiert. Besteht da ein Zusammenhang?
Hier mein Profil bei Friendfeed.

Die Zukunft des Musikgeschäfts

Dr. Stefan Glänzer, Gründungsinvestor und früherer Executive Chairman von last.fm spricht nach seinem next08-Vortrag über Musik als Bestandteil von Kommunikation und stellt die These auf, dass Musik in Zukunft für jedermann frei zur Verfügung stehen wird. Die Musikindustrie müsse sich neue Einnahmequellen neben dem klassischen CD-Geschäft erschließen, so die nicht ganz neue Schlussfolgerung Glänzers.
Er verweist auf den einzelnen Musiker als kreative Quelle des Musikgeschäfts und spricht über eine neu entstehende Kultur des Musikschaffens durch die neuen Möglichkeiten rückkanaliger mobiler Aufnahme- und Distributionsgeräte. last.fm basiere auf dem Motto „get realtime“, so Glänzer.

Bereits zur next07 sprach Glänzer über individualisiertes Radiohören.

next is everywhere

Die next07 hat es inzwischen sogar auf die Flohmarktstände dieser Welt geschafft. Allerdings wurden beim Sternschanzenfest am Samstag horrende Preise für das Anhängerband der next07 geboten, so dass ich mich gegen einen Zukauf entscheiden musste…
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Micropublishing verändert das Web

Micropublishing

Liveblogging ist tot, es lebe Livetwittering. Veranstaltungen wie das gerade vergangene Barcamp Cologne 2 ziehen ihre digitale Spur längst nicht mehr allein in Blogs oder auf Fotos. Inzwischen gibt es Neuigkeiten in Echtzeit, kurz aber heftig.

Auf der next07 im Mai hatten wir dank unseres Sponsors Cellity eine große Twitter-Wand mit Kurznachrichten aus dem Auditorium. Warum? Wozu soll das gut sein? Und was ist so spannend daran?

Twitter ist nur der vielleicht prominenteste Vertreter für ein neues Genre von Micropublishing-Werkzeugen und für ein Phänomen, das die Kommunikation im Internet derzeit stark verändert. Die Rede ist von MicroMedia, von Echzeitkommunikation und auch schon von der Twitterization der Massenmedien. Der Trend zum Micropublishing schafft einen sozialen sechsten Sinn und bleibt nicht ohne Auswirkungen auf Blogs und Blogging.

Auf dem Fischmarkt werden wir uns in den kommenden Tagen mit Micropublishing, Microblogging & Co. etwas ausführlicher beschäftigen. Wie schon in der StudiVZ-Testwoche bleibt es nicht bei der akademischen Betrachtung. Ich werde einige konkrete Schritte tun und darüber berichten. Mehr dazu morgen an dieser Stelle.

Bei Twitter bin ich übrigens hier zu finden.

Digitale Generation

Götz Hamann, Wirtschaftredakteur bei der ZEIT, führte auf der next07 ein erhellendes Gespräch mit Josephine Brinkmann (22), Johannes Russ (23) und Daniel Schöneck (18) – über die Mediennutzung der digitalen Generation.
Hamann findet: „Die drei waren schon klasse!“ Warum die Zuhörerschaft sich allerdings ein paar Gedanken um ihre Geschäftsmodelle machen sollte und was die traditionellen Printmedien für die Aufmerksamkeit der jungen Leser tun können, erklärt er weiter unten.

Herr Hamann, am Ende Ihrer Interviewrunde sagten Sie zu den Zuschauern, der eine oder andere müsse nun vielleicht sein Geschäftsmodell überdenken. Wieso?
Götz Hamann: Es gibt, soweit ich das überblicke, nur drei Geschäftsmodelle im Internet: Werbung, Provisionen und den direkten Verkauf. Ausgangspunkt vieler Geschäftsmodelle im Web 2.0: Die Werbung kann zielgerichteter sein, mit viel weiniger Streuverlusten.
Nun haben alle drei Teilnehmer des Podiums gesagt, sie würden Werbung nur selektiv wahrnehmen, und zwar nur dann, wenn sie sich ohnehin schon für die Produkte interessieren. Die Treffsicherheit scheint also doch geringer zu sein als behauptet – Streuverluste bleiben auch im Web 2.0 erstaunlich groß.
Außerdem haben alle drei gesagt, dass sie es, wenn möglich, vermeiden, Geld auszugeben. Einige Geschäftsmodelle setzen darauf, mit bestimmten Mehrwerten zu Abonnements zu führen. Da glaube, ich, dass die drei gezeigt haben, wie vage diese Hoffnung ist.
Der direkte Verkauf von digitalen Gütern scheint bei den jungen Erwachsenen auf dem Podium nicht besonders gut zu funktionieren. Sie scheinen doch eher Raubkopien zu konsumieren und erst später gekaufte Inhalte konsumieren zu wollen.
Haben die Jugendlichen Sie überrascht?
Sie haben unglaublich präzise geantwortet und waren sich ihres Mediennutzungsverhaltens sehr bewusst. Außerdem sind sie über die Maßen kreativ.
Alle drei bildeten sehr gut einen jeweils eigenen Nutzertyp ab: Josephine Brinkmann nutzt das Web als Kommunikationsmittel und sucht persönliche Ausdrucksformen, Johannes Russ ist Musikliebhaber und -techniker, alle Formen des Internet nutzend, wie man dort mit Musik umgehen kann und Daniel Schöneck ist Computerspieler und Schreiber, Citizen Journalist, für den Computerspiele das wichtigste Medium sind. Er verwirklicht die Konsumenten- und Produzentenrolle.
Die drei waren schon klasse!
Auf dem Podium saß eine der Zielgruppen der next07-Zuschauer. Wie nah sind Sie üblicherweise der Zielgruppe Ihres Mediums? Erhalten Sie Feedback?
Ab und zu passiert das. Wir können das nicht einfordern. Leserbriefe sind in der Regel natürlich nicht Lob, sondern zeigen eher, was missfällt. Die Zahl der Leserreaktionen haben allerdings, seit es E-Mails gibt, deutlich zugenommen.
Ein guter Reality Check ist, ab und zu die Zugriffszahlen der eigenen Artikel bei ZEIT-Online zu checken. Wobei das Leserprofil online natürlich anders ist als in der Printausgabe.
Was müssen die traditionellen Printmedien tun, um für die jungen Zielgruppen attraktiv zu sein?
Nach heutigem Stand: Was Wochenzeitungen und Magazine den Online-Medien voraus haben, ist die redaktionelle Qualität, durch die sie sich absetzen: Sprache, bessere Geschichten, die Fotostrecken, also alles in allem ein besseres, tieferes, differenzierteres Bild von der Welt zu bieten. Dafür gibt es momentan keine Alternative.
Auch Fachblogs können kein Bild von der Welt geben, sondern immer nur sehr begrenzte Ausschnitte davon darstellen. Die Thementiefe eines überregionalen Printmediums wird von einem einzelnen Web-Angebot nicht erreicht.
Was tut die ZEIT dafür, die Jungen anzusprechen?
Die ZEIT tut fürchterlich viel dafür! Das Projekt „ZEIT in der Schule“, co-finanziert von Dritten, bei dem der Verlag Sponsoren sucht und Schulen für ein Jahr verbilligte oder kostenfreie Abonnements anbietet, zum Beispiel. Mehrere tausend Klassen lernen den Umgang mit einem überregionalen Printmedium an der ZEIT.
Heute werden immer mehr neue Abonnenten über das Netz gewonnen, und die Leser dort sind bekanntlich jünger als die der Printmedien. Unsere Abonnentenkurve zeigt derzeit einen deutlichen Ausschlag nach oben bei den 20- bis 30-Jährigen und einen zweiten bei den Ab-40-Jährigen.
Insgesamt geht es uns momentan gut, was man ja auch an der Auflage sieht, die seit fast fünf Jahren kontinuierlich steigt. Dennoch: Auch wir müssen um unsere Leser an den Kiosken kämpfen. Die Spontankäufe von Printmedien nehmen ab.
Daniel schreibt als Chefredakteur über das Geschehen in Clans im eSport-Bereich. Wie wirkt das auf Sie als Profi?
Das ist ein Online-Fan-Magazin. Ich habe einige Texte gesehen, die waren absolut in Ordnung. Man sieht das Bemühen, akkurat zu sein, Infos zu bieten. Das sind klassische journalistische Ansätze.
Daniel ist 18 und sehr weit dafür in dem, was er schreibt. Er ist aber kein ausgebildeter Journalist, ihm fehlt noch einige Schreiberfahrung.
Ich sehe das ganz entspannt: Er tritt ja nicht in journalistische Konkurrenz zu uns. Er bewegt andere Jugendliche zur Auseinandersetzung mit Text, und damit arbeitet er in die Hände aller schreibenden Journalisten.

Ganz authentisch Spaß gehabt

Horst Schlämmer ist ein Phänomen – und erst recht die erfolgreiche Golf-Kampagne, die Dr. Peter Figge von Tribal DDB Germany gemeinsam mit Ralf Maltzen von Volkswagen auf der next07 präsentiert hat:

Wir haben bei Dr. Peter Figge nochmal genauer nachgefragt: Warum der Horst ganz authentisch Spaß hatte, sein Image nicht gelitten hat und die Kampagne Deutschlands erfolgreichste Direktkampagne wurde, erklärt er im Nach-next07-Interview.
Zunächst zur Hauptperson: Wie war die Zusammenarbeit mit Horst Schlämmer?
Dr. Peter Figge: Die war extrem positiv, weil er sich sehr mit der Kampagne identifiziert hat. Er hat gerne für die Marke Volkswagen gearbeitet, nicht zuletzt weil die Person Hape Kerkeling selber Golf fährt. Er fand es super vom Konzept her und hat sich mit vielen zusätzlichen Ideen selber eingebracht, hat ständig neuen Input geliefert und musste von seinem Management beinahe gebremst werden. Er hat also ganz authentisch Spaß gehabt.
Im Vortrag haben Sie gesagt, dass es zunächst darum ging, menschliche Bedürfnisse auf eine moderne Art zu befriedigen. Wie haben Sie das gemeint?
Hier geht es um die Erkenntnis, dass wir einerseits in einer modernen, vernetzten Gesellschaft mit unendlichen Kommunikationsmöglichkeiten leben, andererseits aber immer noch die ewig gleichen menschlichen Bedürfnisse nach Information und Unterhaltung haben. Auf einer etwas grundsätzlicheren Ebene suchen wir Bestätigung, Anerkennung und Zuwendung. In Fall von Horst Schlämmer sprechen wir also das Bedürfnis nach Unterhaltung und Gemeinschaft an, das an sich nicht neu ist. Die Art und Weise, wie wir es tun, ist jedoch absolut ungesehen und neuartig.
Ralf Maltzen von Volkswagen hat im Vortrag erklärt, er habe die Kampagne intern mit sehr vielen Schmerzen durchboxen müssen. Ihre Position dazu: „Angst ist kein guter Berater.“ Welche Erkenntnisse haben Sie zu dieser Aussage gebracht?
Die größte Angst war: Passt das alles zur Marke VW? Dabei ist es keine Imagekampagne für VW gewesen. Die Aufgabe war, für ein Golf-Aktionsangebot auf sympathische Art zu werben. Wir hatten schon eine Reihe von Kommunikationsaufgaben für Aktionsangebote gelöst, und jetzt haben wir eine neue Art und Weise gesucht und gefunden, die gepasst hat. Horst Schlämmer hat eine große Akzeptanz im Volk, der Golf ist fast klassenlos.
Warum haben Sie das Outing vorgezogen? Was hatte sich verselbstständigt?
Das Outing sollte ursprünglich so spät wie möglich und so früh wie nötig stattfinden und nach einer möglichst breiten Streuung der Kampagne. Wir wollten offen, ehrlich und authentisch sein. In dem Moment, wo die Blogosphäre begann, sich darüber auszutauschen und uns die Kampagne möglicherweise negativ hätte entgleiten können, haben wir daher das Outing vorgenommen.
Mit über 5 Millionen Videoviews war die Kampagne Deutschlands erfolgreichste Direktkampagne. Haben sich die Absatzzahlen messbar erhöht?
Die Absatzzahlen sind sehr positiv – wobei man fairerweise sagen muss, dass man eine ausschließliche Kausalität mit der Kampagne nicht herstellen kann, da die Erfolgsfaktoren für den Absatz im Marketing natürlich vielfältig sind. Auf jeden Fall: Die wichtigste Währung besteht in den 90.000 qualifizierten Leads, die für Händler identifizierbar und nachbearbeitbar sind.
Hat sich Horst Schlämmers Image messbar verändert?
Horst Schlämmer ist sich selber treu geblieben. Was definitiv nicht passiert ist: Die Leute haben nicht gesagt: „Ääh, jetzt macht der Werbung für VW.“ Es ist ihm nicht nachgetragen worden, weil es sich um authentisches, konsistentes Horst-Schlämmer-Entertainment gehandelt hat. Er war in dem Sinne keine Kunstfigur: Hier war Horst Schlämmer gleich Horst Schlämmer, und das hat er durchgehalten. Durch diese absolute Authentizität hat es keine Imageänderung gegeben.