Okay, der Fairness halber will ich in diesem Beitrag mit allzu harscher Kritik vorsichtig sein, da ich mich selbst seit gut und gerne vier Jahren mit dem so genannten Bürgerjournalismus, Social Media und den (Online-)Strategien von Printmedien auseinandersetze.
Dennoch sei folgender Hinweis gestattet – und er gibt glaube ich den Eindruck im Publikum wieder: Die Moderatorenposition der Diskussion „Der Bürger als Journalist: Geliebt oder geduldet?“ war nicht gerade ideal besetzt, aufgrund nicht weit genug reichender Themenkenntnis. Da waren doch ein paar sehr krude Behauptungen und Fragen dabei, die es unter anderem erschwerten, dass man bei der Debatte zum Thema tatsächlich mal weiterzukommen, als bei den ungezählten Diskussionen zur gleichen Thematik aus den vergangenen Jahren.
Glücklicherweise haben die beiden eigentlichen Protagonisten auf dem Panel, Katharina Borchert, Online-Chefin von DerWesten, dem Onlineportal der WAZ, und Jochen Wegner, Chefredakteur von Focus-Online weitestgehend dagegen halten können und von ihren aktuellen Erfahrungen in ihren jeweiligen Online-Communities berichtet. Deutlich wurde dabei, wie wichtig das Community-Management an beiden Standorten im täglichen redaktionellen Flow inzwischen ist, Man ist im Dialog mit der Zielgruppe – und das quasi in Realtime!
Sowohl Borchert als auch Wegner gaben sich begeistert von ihrer Community, wenngleich sie nicht leugnen, dass es auch die notorischen Dauernörgler und Trolls gibt sowie weitere Umstellungen in den redaktionallen Abläufen (Online First, Newsdesk etc.), die die Macher der Onlineangebote herausfordern. Für Jochen Wegner gehört der Input von Seiten der User inzwischen zum Real-Estate eines modernen journalistischen Internetangebots. Katharina Borchert kann das nur bestätigen. Ihre Erwartungen ob, wie und in welchem Umfang die Leser von DerWesten sich aktiv auf der Website einbringen wurden übertroffen.
In die Begeisterung mischt sich aber auch immer wieder Minifrust, eben weil bei bestimmten Themen die Diskussionen aus dem Ruder laufen. Dennoch: Zuhören was die User sagen, ernst nehmen was die Community bewegt, Moderator und Streitschlichter sein, all das gehört inzwischen zu den Aufgaben der Communitymanager in den Verlagen und das nicht 9 to 5, sondern 24/7, in realtime.
Was das für die Zukunft der Ausbildung bedeutet, wurde im Panel leider nicht behandelt, aber eines ist klar: Es geht nicht darum den „Amateur“, den User, den Leser zum „(Bürger)Journalisten“ zu „erziehen“, sondern zusammen mit den neuen Medienprosumern zu lernen, wie man gemeinsam die Zukunft der Webangebote von Medienhäusern gestaltet.
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