Der Hamburger Dialog, der eigentlich das norddeutsche Gegenstück zu Medienforum NRW und Münchner Medientagen sein will, erlebt ein PR-Debakel. „Lustloser Auftakt“ schreibt die Welt in die Unterzeile des Kongressberichts von Martin Ax. Der Schweizer Verleger Michael Ringier sprach demnach vor gerade einmal 40 Zuhörern über Strategie und Schröder, „lau und lustlos“ habe sich die Medienstadt Hamburg präsentiert.
Statt 1500 wie in den vergangenen Jahren hatten sich nur 1200 Teilnehmer angemeldet, und auch die gingen offenbar nur sporadisch ins CCH. In den Lounge-Bereichen herrschte zum Teil gähnende Leere, auch bei attraktiven Fachthemen blieben manche Säle halb leer. Eine Hamburger Agenturchefin faßte den Eindruck vieler Teilnehmer so zusammen: „Das Programm ist fachlich besser als vor einem Jahr. Aber die Atmosphäre ist deprimierend.“
Die Suche nach den Ursachen fördert eine angebliche „Kongressmüdigkeit“ zu Tage, induziert durch ein Überangebot an Tagungen und Kongressen. Puh, da haben wir ja noch mal Glück gehabt, dass diese Müdigkeit nicht schon drei Wochen früher ausgebrochen ist.
Andere Organisatoren warfen sich gegenseitig vor, daß der Hamburger Dialog zu nüchtern, zu emotionslos, zu wenig inszeniert sei.
Wer weiß?
Oberpeinlich allerdings Ole von Beust, der den Kongress eröffnen durfte:
Unverblümt gab von Beust zu erkennen, daß er sich nicht mehr ganz sicher sei, ob Hamburg wirklich noch die deutsche Medienhauptstadt sei. „Bei den elektronischen Medien sind wir es ja leider nicht mehr“, sagte er vor 400 Zuhörern.
Ein Hammer! Bloß gut, dass Martin Ax aufgepasst hat:
Das stimmt so nicht, Herr Bürgermeister. Nur im TV-Bereich ist Hamburgs Rolle fraglich. In den Wirtschaftszweigen Internet, Hörfunk, Filmproduktion und Videospiele ist Hamburg ebenso führend in Deutschland wie bei den traditionellen Print-Medien.
Und im Kongressbereich wird Hamburg spätestens 2007 die Führungsrolle zurückerobern – mit „Next 10 Years 2007″. Das sind wir Hamburg, unserer Perle einfach schuldig.