Google Circles: Einfach einsam.

Seit Langem halten sich Gerüchte, Google plane einen Facebook-Konkurrenten. Dementsprechend groß war die Aufregung, als der einflussreiche Softwareentwickler Tim O’Reilly kürzlich twitterte:
„I’ve seen google circles, and it looks awesome“
Wenig später machte er einen Rückzieher, löschte den Tweet und relativierte das Gesehene.
Und trotzdem: Google arbeitet derzeit intensiv an den Social-Features seiner Produkte, insbesondere den Google Profiles, die seit Monatsbeginn in einem neuen Design daherkommen und mehr Platz für persönliche Angaben bieten. Zum Beispiel beim Beziehungsstatus: Anders als Facebook, das dafür Jahre brauchte, bieten die Google-Profile von Anfang an eine große Auswahl an Möglichkeiten, u.a. auch „Einfach“.
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Ein tückische Falle. Denn wer hier – glücklich ob seiner unkomplizierten Partnerschaft – den vermeintlich richtigen Status wählt, kommt daheim schnell in Erkärungsnot. Dafür genügt die Umstellung der Standardsprache auf Englisch.
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Einfach – Single – Es ist kompliziert.

Podio, ein Facebook für das Business

Die soziale Revolution ist in den letzten fünf Jahren in fast alle Bereiche des Lebens vorgedrungen. Nur Arbeitsleben und Büro haben sich, Xing und Co. zum Trotz, noch recht wenig sozialisiert. Enterprise 2.0 ist zwar ein mächtiges Schlagwort, aber nach wie vor ein Nischenthema.
Doch nun schickt sich eine neue Generation digitaler Werkzeuge an, das Arbeitsleben zu revolutionieren. Was Yammer für Twitter, das ist Podio für Facebook – die Business-Variante. Entwickelt unter dem Codenamen Hoist, ist Podio seit ein paar Wochen unter neuem Namen unterwegs.
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Seit August ist Tommy Ahlers als CEO und Investor an Bord. Er hatte 2008 seine Firma ZYB für 31 Mio. Euro an Vodafone verkauft und ist nun in die Welt der Start-ups zurückgekehrt. Was ist Podio?

Podio is a social work platform with the ambition to change how we all work. In Podioʼs eyes, we shouldnʼt have to adapt to our work tools, and thatʼs why Podio is developing tools that adapt to us, and not the other way around.

Jeder Nutzer kann bei Podio eigene Apps einrichten (entwickeln wäre zuviel gesagt). Zu den ersten 2.000 Apps gehören Themen wie CRM, Besprechungsplaner, Prozessunterstützung oder Recruiting. Podio setzt auf das Netzwerk-Paradigma und auf einfache Zusammenarbeit über Unternehmens- und Organisationsgrenzen hinweg.
Was Podio von Ansätzen wie Google Apps/Docs radikal unterscheidet:

Instead of just copying existing PC-era applications and making them available on-line, Podio is innovating key work applications i.e. a calendar that understands time, a contact manager that automatically stays up-to-date, and a task manager integrated into everything you do. Podioʼs ambition is to change how people work.

Podio ist im Moment nur auf Einladung zugänglich, soll aber noch in diesem Jahr starten. Kasper Hulthin, einer der Gründer, stellt Podio in einem Workshop am 14. Oktober im Betahaus Hamburg vor. Noch sind einige Plätze frei.

Warum Twitter der bessere Nachrichtendienst ist

Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dann hat ihn Flipboard in der vergangenen Woche geliefert: Der Nachrichtenkonsum verschiebt sich weg von den klassischen medialen Knotenpunkten hin zum persönlichen Netzwerk. Dabei bewahrheitet sich jener berühmte Satz eines unbekannten Studenten: If the news is that important, it will find me.
Flipboard ist eine iPad-App, die aus dem kontinuierlichen Strom von Neuigkeiten von Twitter und Facebook das Fleisch extrahiert: die Links. Auch zwanzig Jahre nach der Erfindung des Web sind die Hyperlinks seine heißeste Ware. Und mit dem Trend zur Echtzeit übernehmen die Links die Rolle des Nachrichtentickers. In den Echtzeitlinks steckt der Nachrichtenwert.

Flipboard bereitet die Artikel hinter den Links auf ansprechende, angenehm konsumierbare Weise auf – wie eine Zeitung oder ein Magazin. Es ist nicht die erste Anwendung, die so etwas versucht, und es wird auch nicht die letzte sein. Der Gedanke liegt einfach auf der Hand. Etwas Ähnliches leistet zum Beispiel Feedly, eine Erweitung für Firefox und Google Reader.
Als das Web anfing, sich zu beschleunigen, war RSS der Treiber. Die wirklich einfache Syndizierung (Really Simple Syndication) standardisierte den Nachrichtentransport und rationalisierte ihn. Nutzer konnten nun mit einem RSS-Reader (wie Google Reader) Dutzende oder gar Hunderte von Websites auf dem Radar behalten, ohne sie alle Naselang besuchen zu müssen. Statt dass der Nutzer zur Website ging, kam die Nachricht zum Nutzer.
RSS allerdings konnte sich niemals wirklich flächendeckend durchsetzen, weder bei den Nutzern noch auf Seiten der Medienhäuser. Unter den Nutzern sind es bis heute eher die Geeks, die sich mit RSS anfreunden können. Und während zwar Blogs standardmäßig einen RSS-Feed publizieren, tun sich klassische Medienhäuser nach wie vor schwer mit dem Kontrollverlust. Viele bieten nur verkrüppelte Feeds, schlimmstenfalls nur mit Überschriften und Links.
Doch für Überschriften und Links gibt es inzwischen ein anderes Medium, das RSS den Rang abgelaufen hat: Twitter. Der Kurznachrichtendienst scheint mit seinen 140 Zeichen wie geschaffen für Überschriften und Links. Klingt die Überschrift interessant, genügt ein Klick, um zur Quelle zu gelangen.
Flipboard dreht diese Logik einen Schritt weiter und holt zusätzlichen Inhalt wie Bilder und Textexzerpte direkt von der Zielwebsite. Damit sind wir im Prinzip wieder dort, wo wir vor RSS schon einmal waren. Und im Unterschied zu RSS kommen die Feeds nun nicht nur von Websites, sondern auch von Menschen, die Links zu ganz unterschiedlichen Websites publizieren.
Wem ich auf Twitter folge, entscheidet darüber, welche Nachrichten mich über Twitter erreichen. Auf Twitter ist die Beziehung zwischen Autor und Leser (Follower) asymmetrisch wie in anderen Medien auch. Leser entscheiden sich für Autoren, ohne dass Wechselseitigkeit gefordert wäre. Unter den reichweitenstärksten Twitter-Autoren folgen nur die wenigsten auch ihrerseits sehr vielen anderen Autoren.
Twitter ist deshalb gut dafür geeignet, Nachrichten zu verbreiten, und zwar in Form von Überschriften mit Links. Was die Nachrichtengeber auf Twitter publizieren, verbreiten andere Nutzer durch Mechanismen wie Retweets weiter. Auf diese Weise erreichen mich über Twitter auch Nachrichten, die ich sonst nicht gesehen hätte.
Die Nachrichtengebung auf Twitter ist somit höchst individuell, ohne sich allerdings vom großen, allgemeinen Nachrichtenstrom völlig abzukoppeln. Bedeutende Ereignisse finden, solange ich einer gewissen kritischen Masse an Nutzern folge, ihren Weg auf jeden Fall zu mir. Gleiches gilt im Grundsatz auch für Facebook. Zwar ist die Freundschaftsbeziehung dort immer symmetrisch, bedarf also der Zustimmung beider Seiten. Doch kennt Facebook inzwischen auch asymmetrische Beziehungen wie bei Twitter.
Flipboard ist nicht mehr als eine ansprechende Oberfläche für die individuellen Netzwerke von Twitter und Facebook. Doch es zeigt, wie die Bedeutung dieser Netzwerke für den individuellen Medienkonsum immer weiter wächst – und dass auch das iPad kein Heilsbringer für die Verlagswelt sein muss.

Why I am at a loss with strings.com

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Another promising start-up that recently caught my attention is strings.com or maybe just strings. Their pitch sounds as follows:

Strings is a social tracking and filtering platform that allows you to share and uncover experiences that are relevant to you. Strings incorporates strong privacy controls, easy filtering, and tracking support that allows your actions on and offline to automatically identify personalized trends worth following.

First of all, the name is way too generic, news and coverage about strings are hard to find. They launched in February and managed to get on stage at Web 2.0 Expo, but that’s all I know. Who is the founder? The site gives me no idea. They don’t have a pressroom either.
The sign-up process is old-school – you have to create just another account, no Open ID, Google, Facebook, Twitter or whatsoever. This is lame, but there might be a reason for this. After the sign-up, strings allows you to create „trackers“ for the usual suspects like YouTube, flickr, Foursquare, Twitter, last.fm, but also for purchases at Apple, eBay and the like. For some trackers, you have to provide your login data, which is lame too, but again there might a reason for this.
Why I am completely at a loss with strings is the social part – that’s missing. I’ve no idea how many people use strings, but it’s clear that I can’t find my peeps. There is no way to import my friends from other services like Twitter or Facebook. Without friends, the whole thing is pointless.
And the design isn’t very pretty anyway.
[Hat tip to Denkzelle]

Warum Twitter?

What is Twitter?
Daniela Patrzek, freie Journalistin, hat mir ein paar Fragen zu Twitter gestellt. Ihre Fragen und meine Antworten möchte ich den Fischmarktlesern nicht vorenthalten.
Seit wann twittern Sie?
Mein erstes Konto stammt vom 17. April 2007. Im Juni 2007 habe ich angefangen, regelmäßig zu twittern. SinnerSchrader twittert seit dem 28. August 2007.
Wer in Ihrem Hause ist – außer Ihnen – offiziell für das Twittern zuständig?
Offiziell niemand. Inzwischen twittern aber sehr viele Kollegen, und einige davon nutzen Twitter auch dienstlich. Wie Telefon, Fax, Mail oder Blogs. Die offiziellen Twitterkonten füttern wir im Team.
Warum haben Sie sich dazu entschlossen, Twitter zu nutzen? Was erhoffen Sie sich davon?
Damals, weil es neu, interessant und cool war. Dann habe ich den Spaß und schließlich auch den Nutzen entdeckt. Heute ist Twitter ein Kommunikationskanal irgendwo zwischen Mobiltelefon, SMS, Mail und Blog: immer dabei, kurz & knapp, schnell, dynamisch und voller interessanter Links.
Wie sind Ihre bisherigen Erfahrungen? Taugt Twitter zur Neukundenakquise bzw. zur Kundenbindung? Warum?
Meine Erfahrungen haben mit Neukundenakquise und Kundenbindung nix zu tun. Twitter taugt vor allem zur Kommunikation. Und zwar mit den Leuten, deren Tweets ich lese und die meine Tweets lesen – was nicht unbedingt deckungsgleich ist. Sprich: Ich lese Tweets von Leuten, die meine Tweets nicht lesen und umgekehrt. Den Twitter der next conference lesen über 600 Leute, die sich so über die Konferenz auf dem Laufenden halten.
Wie hoch ist der Aufwand für Ihr Twitter-Engagement?
Stark schwankend. So hoch wie der Aufwand für Kantinengespräche.
Wie sieht das inhaltliche Twitter-Konzept aus? Was twittern Sie?
Auch das schwankt stark. Was mir einfällt, was ich relevant finde, was meinen Twitterlesern gefallen oder nutzen könnte. Ich füttere Twitter automatisch mit meinen Leseempfehlungen aus dem Google Reader und meinen Reiseplänen aus Dopplr. Twitter ist eine Art Lifestream ohne Anspruch auf Vollständigkeit, der mal kräftiger und mal weniger kräftig sprudelt.

Clay Shirky und die 4 1/2 Daueraufgaben für Social Media

Clay Shirky hat nach seiner gestrigen Konversation mit Charles Leadbeater seine Keynote weggeworfen und aus den Trümmern eine neue gebaut. Oder jedenfalls sagt er das. Nach der Rede von Genevieve Bell über Secrets and Lies müssen da Zweifel erlaubt sein.

Doch einem Weltklasseredner wie Shirky traue ich durchaus zu, dass er sich fix auf sein Auditorium einstellen kann. Auf der PICNIC präsentierte er heute viereinhalb Herausforderungen, die jeder kennen sollte, der sich mit Social Media befasst.

(1) Designprobleme sind soziale Probleme

In grauer Vorzeit des Web 1.0 mag es so gewesen sein, dass (zumindest gedanklich) die Community zuerst da war und dann begann, mit Hilfe von Software etwas zu teilen: Gedanken, Fotos, Videos – was auch immer. Heute ist es umgekehrt. Im Zeitalter des Web 2.0 kann jede URL ihre eigene Community werden.

Shirky illustriert diese These am Beispiel von flickr. Dort kann es passieren, dass aus der Diskussion um ein einziges Bild ein ganzes Tutorium über ein fotografisches Spezialgebiet wächst. Dort bilden Freunde der Schwarzweißfotografie eine Gruppe, die sich strenge Regeln gegeben hat: Jeder, der dort ein Foto publiziert, muss sofort die beiden Fotos davor kommentieren.

Nicht flickr ist die Community, sondern die Freunde der Schwarzweißfotografie auf Twitter. Und sie geben sich ihre Regeln selbst, kontrollieren die Einhaltung und entwickeln die Regeln weiter. Softwaredesign kann da wenig beitragen – außer nicht im Wege zu stehen. Was gar nicht so wenig ist.

(2) Weniger Features sind mehr

Social Software ist die einzige Softwarekategorie, in der spätere Produkte weniger Features haben als frühere. Mit einem simplen Tool wie Blogger wird heute mehr im Web publiziert als mit den hochgezüchteten Contentmanagementsystemen dieser Welt. Twitter hatte beim Start zwei Features, heute sind es sechs.

Bronze Beta ist eine von Fans der TV-Serie Buffy selbst getragene Website, die praktisch gar keine Features hat – aber dafür einen umfangreichen Satz an Regeln.

(3) Es gibt nicht den Nutzer

In Social Media gibt es eine Normalverteilung mit wenigen, sehr aktiven und vielen, wenig aktiven Nutzern. Die Grafik sieht aus wie der berühmte Long Tail. Und die beiden Nutzergruppen unterscheiden sich erheblich.

In der Wikipedia sind mittlerweile Schutzmechanismen eingebaut, mit denen sich die wenigen Aktiven gegen häufig wiederkehrenden Missbrauch der vielen Eintagsfliegen wehren können. Mehr und mehr Artikel können nicht mehr von jedem dahergelaufenen Vandalen bearbeitet werden. Es ist die gute, alte 80/20-Regel, die hier wieder einmal gilt.

Wie überhaupt in die Wikipedia mit der Realität, die sie abbilden soll, auch die Konflikte dieser Realität einwandern: Der Artikel über Pluto hat einen enormen Überarbeitungsschub erlebt, nachdem Pluto aus der Liste der Planeten gestrichen wurde. Und bei Galileo Galilei wurde ein bald 500-jähriger flame war ausgetragen, der mit der katholischen Kirche zu tun hat.

(3.5) Auch Designprobleme werden global

Der Künstler Aaron Koblin hat den Mechanical Turk von Amazon dafür verwendet, eine 100-Dollar-Note in zehntausend Elementen für jeweils einen Cent kopieren zu lassen. Das Internet macht es möglich, auf globaler Ebene zusammenzuarbeiten. Damit gibt es auch Designprobleme von nie gekannter Größe.

You could say that Aaron had 10,000 people working for him as in a way he did – he only payed them a penny – but they were working to collaborate with him and each other. If this were a real company then that would put him high up the list of employers with a large staff. The largest groups in the world that are working collaboratively are working like this.
What we are seeing now is spontaneous conditions of labour springing up. The Division of labour is spontaneous and there is a spontaneous division of motivation. No-one who runs a large company with a management structure cannot understand this. [aufgezeichnet von Lucy Hooberman]

(4) Veröffentlichen, um zu handeln

Die britische Bank HSBC holte sich eine blutige Nase, als sie Studenten erst zinsfreie Überziehungskredite anbot und dieses Angebot einige Zeit später zurückzog. Die Studenten fühlten sich betrogen und nutzten Facebook, um Druck zu machen. Die Bank musste einlenken.

Beispiele dieser Art gibt es zuhauf, aber immer dreht es sich darum, irgendetwas zu stoppen. Wie sieht es mit gemeinschaftlichem, kreativen Handeln aus, wenn es nicht darum geht, irgendetwas zu verhindern? Handeln ist der schwierigste Teil der globalen Zusammenarbeit. Das leuchtet jedem ein, der Getting Things Done gelesen oder schon einmal einen G8-Gipfel genauer angesehen hat.

Find your median. Find Social Median.

socialmedian.JPGEs sieht nicht nur delicious aus, sondern ähnelt auch digg: Social Median. Der neue Social Bookmarking Service bietet altbekanntes: z.B. favorisierte Webseiten zu markieren und anderen den Fund innerhalb einer Community mitzuteilen. Neu dagegen ist, dass bei Social Median News Networks zu bestimmten Themen im Mittelpunkt stehen. Alles ist möglich von Apple über Social Networking bis YouTube. Bei von Nutzern selbsterstellten Netzwerken können nicht nur die Themen, sondern auch die Art und Anzahl der Quellen bestimmt werden. So geeky ist das gar nicht.

Lifestreaming. Feedreading. Und dieses Mal in deutsch.

lifestream-logo.jpgDie Beta-Version von Lifestream.fm ist live. Mit dem Feed-Aggregator kann der Nutzer die eigenen Aktivitäten und die seiner Freunde im Web jederzeit im Blick behalten.
Lifestream.fm tritt gegen Friendfeed mit einer deutschen Version an und unterstützt im Vergleich zu Friendfeeds 41 gleich 56 Services. Darunter sind z.B. die deutschsprachigen Seiten Plazes, Qype oder Photocase. Wie Friendfeed hat Lifestream.fm eine Kommentarfunktion, die Suche über alle Streams und eine Adobe Air Application.
Fischmarktleser können Lifestream.fm exklusiv testen! Bei Interesse bitte per Kommentar melden.

Alles oder nichts

matt_twitter.JPGUnd genau das wird Twitter zum Verhängnis, meint Don Reisinger. How twitter could be worth nothing in a year vs. how twitter could be worth a billion in a year.

Twitter doing anything is fun. Aber auch der fliegende Wal kann einen nicht mehr aufheitern. Der häufige Ausfall der Seite hält sich kontinuierlich, dennoch verlieren treue Anhänger nicht den Mut. Selbst Zweifler sind mittlerweile fleißig am twittern. Ein Vorteil, der sich auszahlen kann, so der Silicon Alley Insider:

Twitter should take full advantage of their messaging platform, user base and user disposition to lead in the P2P mobile payments space.

Aber macht sich Twitter, gerade weil es kein Person-to-Person Bezahlsystem hat, nicht unbezahlbar? Anstatt nur auf die Haben-Seite zu schauen, argumentiert Reisinger, sollte Twitter viel mehr investieren, um die Messaging-Plattform stabil zu halten und damit auch ihre Community. Ansonsten werden viele flügge und Friendfeed wird den Markt verändern.

Enterprise 1.0 und Bildausfall aus Basel

Am Vorabend der reboot10 geschah der größte für die TV-Übertragung einer Fußball-EM anzunehmende Unfall: Das Bild vom Halbfinale Deutschland-Türkei fiel aus. Wie unter der Lupe zeigt dieser Ausfall die Schwäche zentralisierter und zentral kontrollierter kommerzieller Systeme.
Denn erstmals bei einer Sportveranstaltung hat die Uefa sämtliche TV-Sender dazu verpflichtet, das von ihr und damit dem Veranstalter selbst produzierte Fernsehsignal zu übernehmen. Das zentrale Sendezentrum in Wien war offensichtlich unzureichend mit Notstrom versorgt, sodass ein Gewitter durch kurze Stromunterbrechungen den sofortigen Reboot der Sendesysteme auslöste.
Der Trend zur Zentralisierung und Kommerzialisierung der Fußballübertragung ist nicht neu. Doch noch bei der WM 2006 durften ARD und ZDF das zentral produzierte Signal um eigene Bilder ergänzen. In diesem Jahr liefen auch diese Bilder über das Wiener Sendezentrum.
Free ist anders. Das Leitthema der diesjährigen reboot wird, auf den ersten Blick überraschend, sehr stark auf Unternehmen bezogen. Enterprise 2.0, so weit das Auge reicht. Kein Wunder: Nach der Webzwonullszene und den interaktiven Konsumenten, die sich mit Social Networks angefreundet haben, sind die Unternehmen die letzte Bastion des einsnulligen Webs.
Wenn Web 1.0 das nach überlieferten Prinzipen wie zentraler Kontrolle und und beschränktem Zugang organisierte Web war, dann ist das heutige Web free im Sinne der reboot10. Hier in Kopenhagen trifft sich heute und morgen eine Szene, die sich auf den Marsch durch die Institutionen Unternehmen vorbereitet.
Der Sendeausfall gestern hat die Verwundbarkeit hochprofessionalisierter, kommerziell betriebener Mediensysteme gezeigt. Trotz aller Unzulänglichkeiten sind Twitter, Qik & Co. heute schon schneller und emotional stärker als das sich selbst zu Tode hochgerüstete TV.
Wir werden sehen, ob heute wenigstens das TV-Bild stabil bleibt. Das Konferenz-WLAN hat bislang jedenfalls funktioniert.