Wird der Apple-TV kein Apple-TV?

In seinem Blog skizziert Richard Gutjahr, wie seiner Meinung nach der ominöse Apple-TV aussehen wird. Zusammengefasst: Es wird keinen geben. Zumindest keinen kompletten Fernseher. Im Zentrum stünden vielmehr iPhone und iPad, über die die Sender via AirPlay in Richtung Bildröhre gestreamt würden.
Grundsätzlich stimme ich Richards Analyse zu. Den TV-Herstellern fehlt es massiv an Innovationskraft und Geschwindigkeit – und nicht zuletzt einem umfassenden digitalen Ökosystem, um die Bedürfnisse von uns Nutzern mittelfristig zu befriedigen. Daher wird Apple in diesen Markt drängen.
Trotzdem zweifele ich daran, dass alles über die iDevices laufen wird.
Warum?
1. Power:
Wir haben keine Lust, unsere kostbaren Akkus für einen gemütlichen Abend auf dem Sofa zu verwenden. Bewegtbild – insbesondere HD – saugen Saft. Eine Lösung wären externe Stromquellen. Doch die berauben die Geräte ihrer Stärke: Mobilität.
2. Nutzer-Fixiertheit der Geräte:
Wir schauen mit der Familie einen Film via iPhone/AirPlay, müssen aber überraschend weg. Und jetzt? „Fin!“ rufen, Handy greifen und verschwinden?
Was könnte es also werden?
Ich glaube an eine aufgebohrte Variante der Box, die aktuell als Apple TV verkauft wird. Gegenüber iDevices bietet sie eine eigene Stromversorgung und ist nicht an einen bestimmten Nutzer gebunden.
Bislang fehlt Apple TV noch die wichtigste Komponente erfolgreichen Fernsehens: Live-Elemente. Zwar gibt es zarte Versuche mit Inhalten des Wall Street Journals, US-Baseball und der NBA, aber von klassischem Live-TV, inkl. Zapping, ist es noch weit entfernt. Fernsehprogramm kommen quasi als Apps daher. Praktisch ist anders.
Doch das ist machbar – gerade für Apple. Optimistisch macht mich die Deutsche Telekom.
Mit T-Entertain zeigen sie in Ansätzen, wie es aussehen könnte: Performante, gut durchdachte Software des Media-Receivers, blitzschnelles Umschalten auch bei HD-Inhalten, das bequeme Programmieren von Aufnahmen von unterwegs via App, und – last not least – die Integration von Live-(Pay-)TV.
Lange habe ich mich gefragt, wie Apple dieses Thema lösen könnte. Digitales hochauflösendes Live-TV, also vornehmlich Sport, Events und Shows, ist die Kernvoraussetzung, um die klassische Glotze im Wohnzimmer abzulösen. Wer das nicht erfüllt, wird Nische bleiben. Bislang hemmen hier unzählige Standards die Entwicklung: gefühlte Billionen verschiedener Verschlüsselungen, Smartcards und Set-Top-Boxen treiben jeden in den Wahnsinn.
Wie T-Entertain kann auch Apple das umgehen. Schluss mit TV via DVB-C, -S oder -T – her mit richtigem Live-TV via Breitband. Apple könnte – wie schon bei Musik, TV und Filmen – zur Plattform werden und jetzt auch Live-Fernsehen bequem verfügbar machen, inkl. Rekorder im Netz, Ping-Integration, Social-Elementen etc. Ein Apple Newsstand, nur eben für Live-Fernsehen und Abo-Möglichkeit – 30-Prozent-Share an Apple inklusive.
Ich freue mich drauf.

Erste Top-Sprecher der NEXT Berlin 2013 angekündigt!

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Die NEXT Berlin hat heute die ersten Top-Sprecher für die Konferenz am 23. & 24. April im bcc bekannt gegeben. Dazu gehören hochkarätige Namen wie Jeff Jarvis, Neelie Kroes und Harper Reed.
Jeff Jarvis bedarf eigentlich keiner Vorstellung mehr: Seit Jahren bloggt und schreibt er über kulturelle Unterschiede im Umgang mit Privatsphäre und paradoxe Phänomene der Netzkultur – und er erregt damit immer wieder große internationale Aufmerksamkeit, sicher auch auf der NEXT, auf der er 2009 schon einmal gesprochen hat.
Die Vizepräsidentin der EU-Kommission, Neelie Kroes, wird auf der NEXT über die digitale Zukunft Europas sprechen. Zusammen mit ihrem Team arbeitet sie an der Umsetzung der „Digital Agenda for Europe“ – einem Aktionsplan, mit dem die Verbreitung und Nutzung digitaler Technologien in Europa weiter vorangetrieben werden sollen.
Harper Reed ist einer der Köpfe hinter der Wiederwahlkampagne von Barack Obama. Als CTO hat er die Digitalstrategie zum US-Präsidentschaftswahlkampf von Obama entwickelt und dabei massiv auf „Big Data“ gesetzt. Auf der NEXT wird er sein enormes Wissen in diesem Bereich mit der Community teilen.
Wer sind die NEXT 100 – die Trendsetter und Vorreiter der Digitalwirtschaft in Europa?
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Mit Unterstützung des britischen Onlinemagazines „The Kernel“ sucht die NEXT nach den NEXT 100, den wichtigsten Trendsettern und Entscheidern der digitalen Wirtschaft. Nachdem die deutsche Industrie im Vorjahr im Fokus stand, wird die Suche 2013 auf ganz Europa ausgedehnt. Wer hat Ihrer Meinung nach eine Vorreiterroller in der Branche, wer ist Innovationstreiber und beeinflusst die digitale Industrie nachhaltig? Nominieren Sie jetzt auf nextberlin.eu/next-100 ihre Favoriten und stimmen Sie für sie ab! Die Votes der Community und das Urteil einer unabhängigen Expertenjury werden entscheiden, wer es an die Spitze der Liste schafft. Die NEXT 100 werden im Frühjahr von The Kernel offiziell vorgestellt und natürlich auch zur Konferenz eingeladen.
Verpassen Sie also nicht die Chance, Europas führende Köpfe auf der NEXT13 zu treffen und sichern Sie sich jetzt ihr Ticket. Aber Achtung: Early Birds sind nur noch bis zum Ende dieser Woche verfügbar!

Landlord oder: Gamification 2.0

Aufmerksame Leser meiner Kurznachrichten bei Twitter wissen bereits, dass ich mich seit geraumer Zeit mit Landlord beschäftige. Es handelt sich um eine Art Monopoly auf Basis von Foursquare für das iPhone, eine Android-Version ist derzeit in der Beta-Phase.
Nun bin ich ja normalerweise eher zurückhaltend, was digitale Spiele betrifft. Doch Landlord ist eine Ausnahme, und die Gründe haben viel mit dem zu tun, was ich Gamification 2.0 nennen möchte. Foursquare bereits hat erfolgreich Gamification eingesetzt, um die Nutzer zu vermehrter Nutzung zu bewegen.
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Das Urbild von Landlord: The Landlord’s Game von 1904/1924 (Abb.: Lucius Kwok, Lizenz)

Landlord setzt noch eins drauf und nutzt neben der Datenbasis von Foursquare auch die Aktivitäten der dortigen Nutzer. Das Spiel hat also zwei Verbindungen zur physischen Welt: Als Spieler kann ich auf Landlord alle Orte erwerben, in deren physischer Nähe ich mich befinde (und die noch keinem anderen Spieler gehören).
Das ist wie bei Monopoly, nur mit sehr viel mehr möglichen Spielfeldern und ohne Würfel. Bei Landlord kassiere ich aber auch Miete, wenn andere Nutzer bei Foursquare einchecken – sie müssen nicht bei Landlord sein. Auf diese Weise hat Landlord von Anfang an sehr viel Aktivität, es fühlt sich nicht wie eine Geisterstadt an.
Kommen wir zu den Schwächen des Spielkonzepts. Landlord hat neben den virtuellen Dollar, Pfund oder Euro (die Währung ist frei wählbar, der Umrechnungskurs ist immer 1:1) noch eine Zweitwährung namens Coins. Die gibt es zum Beispiel dafür, andere Nutzer auf Foursquare, Facebook oder Twitter mit Nachrichten zu belästigen („I just bought Bahnhof Neukloster (S) on Landlord!“).
Für Coins kann ich Upgrades erwerben, um damit meine Besitztümer mit zusätzlichen Features (Wifi, Car Rental, Banana Boating, um nur einige zu nennen) auszustatten. Diese wiederum erhöhen die Miete, die ich für jedes Check-in kassiere. Coins machen das Spiel etwas unübersichtlich. Sie sind relativ knapp, während Cash nach einiger Zeit fast im Übermaß vorhanden ist.
Und ein Übermaß an Bargeld führt, da ist Landlord keine Ausnahme, relativ schnell zu Inflation. Orte mit hoher Fluktuation bei Foursquare kosten bald ein kleines Vermögen. Attraktiv sind, wie bei Monopoly, zum Beispiel Bahnhöfe. Oder auch Büros von Internetbutzen mit einer gewissen Population aktiver Foursquare-Nutzer.
Landlord schöpft einen großen Teil des virtuellen Profits wieder ab, da jedes Besitztum auch tägliche Kosten verursacht, die grob geschätzt bei etwa zwei Drittel der erwarteten Tagesmieteinnahmen liegen. Dieser Mechanismus ist bisweilen etwas träge, was durchaus zu höheren Kosten und sinkenden Einnahmen führen kann.
Deshalb ist ein aktives Portfoliomanagement nötig, um Verlustbringer rechtzeitig abstoßen zu können. Außerdem wird das Portfolio nach einiger Zeit recht unübersichtlich, und die Ladezeiten werden immer länger. Ohnehin hat die App eine Reihe von Schwächen, sie hängt öfter mal und verhält sich gelegentlich inkonsistent.
Das Spiel selbst ist kostenlos. Es gibt aber die Möglichkeit, innerhalb des Spiels zusätzliches Bargeld (zum Kurs von 1,79 Euro für 10.000 Spielgeld) und weitere Coins zu erwerben. Mit anderen Worten: Jeder Landlord-Tweet ist auch eine Aussage, welchen Wert ich meinen Followern beimesse – schließlich könnte ich die Coins auch kaufen.