Wer macht denn so was?

Wer…

  • …schaltet mit enormem Mediaaufwand Anzeigen und TV-Spots ohne Absender?
  • …kommuniziert die Webadresse der Kampagne nur in Print?
  • …baut eine Flash-Site, für die ich zuerst den neuesten Flash-Player installieren musste?
  • …veranstaltet dort ein wenig originelles Quiz mit einer nervtötenden Würfelanimation?
  • …stellt zuletzt eine Frage, die kaum jemand beantworten kann, der nicht schon vorher weiß, wer der Absender ist?
  • …bereitet auf diese Weise einen Börsengang vor?

Richtig, es ist die RAG. Ein Unternehmen, das dessen Tochter DSK nach wie vor vom Steuerzahler subventioniert wird.

Es handelt sich um die Teaserkampagne für den neuen Namen der RAG, der am 12. September annonciert werden soll.

So was soll wohl eine innovative Multikanalkampagne sein. Seufz.

Sport-Communities im Test (3)

In der Reihe „Sport-Communities im Test“ testet der Fischmarkt Sport-Communities. Wer hätte das gedacht. Heute unter der virtuellen Lupe: spielerkabine.net
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Die Spielerkabine musste kurz vor dem Launch am 30.Juli 07 erst einmal eine rechtliche Hürde umschiffen. Der ursprünglich geplante Name – Mannschaftskabine – wurde von einem Dritten als Wortmarke registriert und so flatterte kurz darauf auch eine Unterlassungserklärung in den Postkasten. So wurde die Mannschaftskabine in Spielerkabine umbenannt und die engagierten Studenten machten mit einer Finanzspritze von 10.000 Euro der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg fleißig weiter.
Der erste Eindruck ist – wie sagt man so schön? – webzwonullig. Knallige Farben, runde Ecken und ein Sternchen-Böbbel („kostet nix!“). Fehlt nur das „beta“? Die Startseite ist einfach und ansprechend, im Fokus stehen drei Links/Funktionen: Login, Registrierung und „Wie funktioniert’s?“. Vorbildlich. Auch das Hauptmenü ist zielführend. Es gibt Sportler, Mannschaften und Gruppen, ergo auch diese drei Menüpunkte. Diese kann man auch im uneingeloggten Zustand bestaunen, es sei denn, das jeweilige Profil wurde vom Besitzer für nicht eingeloggte Besucher gesperrt.
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Nach der Registrierung kommen zwei weitere Reiter hinzu. Der „Spind“ ist der Bereich, in dem der Nutzer sein Ego ausleben kann. Dabei ist die spielerkabine fast über das Ziel hinaus geschossen, so können auch Dinge wie „Beste Frisur“ eingetragen werden, wodurch eine kleine Formularwüste für den persönlichen Steckbrief entsteht. Daneben können dann die betriebenen Sportarten festgelegt werden und es gibt eine rudimentäre, aber ausreichende Rechteverwaltung. Zusätzlich gibt es noch einen Bereich für die interne Nachrichtenfunktion.
Die Gruppen- und Mannschaftsbereiche erweitern sich nach Registrierung um die Möglichkeit, eigene Mannschaften und Gruppen zu gründen. Im Gegensatz zum Profil sind hier nur wenige Eigenschaften pflegbar. Name, Beschreibung, Sportart und Ort, dazu ein Bild und ein Homepage-Link, das ist alles. Bei den Gruppen sieht es noch dünner aus. Die Spielerkabine fokussiert also vor allem auf die Darstellung des einzelnen Sportlers, die Mannschaften/Gruppen sind nur das virtuelle Bindeglied zwischen den jeweiligen Mitgliedern. Jede Mannschaft/Gruppe hat hierfür dann auch ein eigenes Forum zur Verfügung. Eine Vereinsebene über den Mannschaften wird bisher noch nicht abgebildet.
Was gibt es noch an Funktionen? Durch eine ganz hervorragende Google Maps-Integration kann man den eigenen Wohnort und den Ort des Vereins visualisieren und so auch nach anderen Sportlern und Mannschaften suchen. Dabei wird je nach Maßstab des Kartenausschnitts die Anzahl der „Objekte“ auf Staaten-, Länder- Kreis- oder Städteebene angezeigt. Über eine Bewertungsfunktion können sich Sportler gegenseitig – na, was wohl? – bewerten. Fitness, Technik und Einsatz heißen die Kategorien, in denen jeweils Schulnoten vergeben werden können. Mobbing ist vorprogrammiert… 😉 Und natürlich gibt es auch eine (Sport)freunde-Funktion, um Kontakte zu visualisieren.
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Technische Basis des Portals ist Ruby on Rails, im Frontend sind etliche sogenannte Web2.0-Elemente verbaut, AJAX und script.aculo.us-Effekte finden sich auf fast jeder Seite wieder.
Fazit: Die Spielerkabine ist schon jetzt, nach nur gut einem Monat nach dem Livegang eine recht runde Sache. Die Nutzerführung ist sehr durchdacht, man findet sich leicht zurecht und wird durch die einzelnen Kompenenten begleitet. Die Optik ist natürlich Geschmackssache, sie hält sich an derzeit als modern geltende Elemente (mir persönlich ist das türkis etwas grell, aber was weiss ich schon von Farbenlehre). Die Funktionalität auf der Ebene des einzelnen Nutzers ist gut, auf Mannschafts-/Gruppenebene ist noch Potenzial nach oben vorhanden. Auch bei der Spielerkabine konnte ich leider nicht viel über die aktuellen Nutzerzahlen herausbekommen, allerdings ist die Zahl von 500 Nutzern am zehnten Tag nach dem Start schon beachtlich (und wurde auch gebührend gefeiert, Video bei YouTube).
Erfolgschancen: 50%, die technische Basis ist soweit sehr ordentlich geschaffen, jetzt sollte es an die Vermarktung gehen. Und hier stellt sich dann natürlich gleich die Frage nach einem Investor, der diese Aufgabe (und die Weiterentwicklung und Community-Betreuung) finanziell unterstützen möchte. Falls dieser gefunden wird, sieht es gut aus für die Spielerkabine.

More JP Morgan than Microsoft

Economist, Aug 30th 2007, Who's afraid of Google?

Wer hat Angst vor Google? Diese Frage stellt der Economist in seiner jüngsten Ausgabe und zieht einen interessanten Vergleich mit der Bankindustrie:

Just as financial institutions grew to become repositories of people’s money, and thus guardians of private information about their finances, Google is now turning into a custodian of a far wider and more intimate range of information about individuals.

Ich kann mich noch gut an eine gewisse Unsicherheit breiter Bevölkerungsschichten im Umgang mit Banken erinnern. Noch in den siebziger Jahren war die Gesellschaft keineswegs vollständig mit Girokonten und Sparbüchern versorgt. Bis heute gibt es Rentner, die ihre Rente in bar bei der Post abholen. Und so manche Rentnerin bewahrt ihr Erspartes lieber unter der Matratze oder zwischen dem guten Sonntagsgeschirr auf.

Das Misstrauen gegen Banken und Sparkassen speiste sich zunächst aus der Erfahrung zweier Weltkriege mit anschließender Geldentwertung. Doch dazu kam eine prinzipielle Abneigung dagegen, einer Bank die intimen Details der persönlichen Finanzlage anzuvertrauen. Letztlich arbeiten auch in einer Bank fehlbare Menschen, und womöglich solche, die mich persönlich kennen. Diese Abneigung hat sich bis heute nicht völlig verloren, auch wenn nur wenige Finanzverweigerer aus prinzipiellen Gründen kein Konto haben wollen.

Ähnlich liegt der Fall Google. Die Durchdringung der Internetnutzerschaft mit Google-Konten hat schon enorme Fortschritte gemacht. Doch das Vertrauen in das Geschäftsgebaren hält damit nicht unbedingt Schritt. Jeder neue Google-Dienst muss sich, jedenfalls in Deutschland, einer Grundsatzdebatte stellen. Stich- und Schlagworte wie Privatsphäre, Datenschutz, Datenkrake und Big Brother sind schnell bei der Hand.

Die Banken arbeiten seit Jahrzehnten daran, das Vertrauen ihrer Kunden zu gewinnen. Das Vertrauen in die neuen Wächter unserer Daten muss noch wachsen. Einstweilen hält die digitale Rentnergeneration ihre wertvollen Datengüter lieber unter der Matratze auf eigenen Rechnern vor.