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Brückenschläge

Seit Jahren schon wird das mobile Internet als die Technologie der Zukunft propagiert, bei der Versteigerung der UMTS-Lizenzen und dem Aufbau des UMTS-Netzes wurde ordentlich investiert. Doch so richtig in Schwung kam das mobile Netz in Deutschland bisher nicht. Hierfür gibt es mMn mehrere Faktoren.

  • Die Endgeräte sind größtenteils murks, die Bedienung ist umständlich, die Software instabil und die Webseiten sind auf kleinen Displays meist kaum lesbar. Nur langsam rüsten die Webseitenbetreiber Mobilversionen ihrer Sites nach.
  • Preistransparenz ist ein Fremdwort. Herauszubekommen, welche Kosten beim mobilen Surfen entstehen, ist noch komplizierter als den richtigen Handytarif zu finden. Da gibt es Surf-Packs, Data-Packs, E-Mail-Packs, spezielle Tarife in der Homezone, Web ’n‘ Walk-Gedöns, Abrechnung nach Zeit, Volumen, Entfernung zum Sendemast, das ganze unterschiedlich bei jedem Anbieter und je nach konfiguriertem Zugangspunkt. Die Lösung ist (analog zur Entwicklung der Breitbandanschlüsse) die klassische Flatrate ohne Sternchentext. Die ist aber für die Masse noch zu teuer.
  • Es fehlen gute Anwendungen, die einen echten Nutzen liefern. Das, was derzeit mobil geht, kann meistens auch bis zu Hause warten, wo man komfortabel mit dem PC arbeiten kann. Dieses Problem wird sich dann erledigen, wenn die beiden anderen Hindernisse aus der Welt sind. Der Nachfrage regelt das Angebot: Sobald mobiles Internet günstig und einfach nutzbar ist, werden auch genügend nutzbare und nützliche Anwendungen aus dem Boden schießen und die Nutzer werden dann auch auf diese zurückgreifen.

Die Betreiber nennen als Begründung für die nur langsam wachsende Nutzerzahl gerne auch Berichte über Hackerangriffe und Diskussionen über die gesundheitsschädigende Wirkung elektromagnetischer Wellen. Das halte ich aber für vorgeschoben, der breiten Masse sind nämlich beide Themen schlichtweg völlig egal.

Aber auch die Printindustrie/-werbung kann tatsächlich mithelfen, das mobile Internet voranzutreiben. An jeder Straßenecke, Bushaltestelle, Kneipenwand wird man mit Plakaten zugebombt, meist ist auf diesen auch eine URL zu einer Webseite des Produkts zu finden. In Zeitungen und Zeitschriften finden sich häufig Referenzen auf im Internet verfügbare Studien, weiterführende Informationen, Diskussionen zum Artikel. Aber hier schlägt das klassische Problem des Medienbruchs zu: URLs kann und will sich niemand merken, geschweige denn aufschreiben, um sie später in den PC zu hacken. Das Handy kann zwar Internet, aber alleine die URL einzugeben, ist schon viel zu mühsam. Eine Lösung zumindest für das letztere Problem bietet u.a. Kaywa mit seinen Quick Responses (QR-Codes) an. Dabei handelt es sich um eine 2D-Barcodes, die in Informationen umgewandelt werden können. Kaywa stellt eine solche Applikation für die mobile Nutzung auf dem Handy zur Verfügung. Man fotografiert einfach die 2D-Codes mit der Handykamera und wird darauf direkt auf die entsprechende Seite weitergeleitet.

Fischmarkt 2D

So sind analoge Links Realität. Das Prinzip wird in Japan schon häufiger verwendet (Toyota entwickelte einen Prototypen für die Verwendung im Produktionsprozess), in Deutschland werden solche 2D-Codes z.B. von der DB auf den Online-Tickets verwendet.


Foto von gullevek

Mit etwas Fantasie kann man sich so tausende Nutzungsmöglichkeiten dieses Prinzips ausmalen:

  • Plakatwerbung für Konzerte, Handy raus, Klick, Karten direkt bei eventim bestellen
  • CD-Werbung in der BRAVO, Handy raus, Klick, Probesong als mp3 direkt aufs Handy runterladen
  • Visitenkarte bekommen, Handy raus, Klick, schon auf der Website des möglichen Geschäftspartners
  • Ein neues Produkt im Supermarkt, Handy raus, Klick, alle Nährwertinformationen auf einen Blick
  • In der Zeitung wird eine Studie zitiert, Handy raus, Klick, die Studie im Volltext sofort verfügbar
  • In einem tollen Buch sind hinten noch weitere Bücher des Autors beworben, Handy raus, Klick, weitere Bücher bei thalia bestellt
  • Gewinnspielwerbung in der Bild-Zeitung, Handy raus, Klick, Teilnahme online absenden
  • usw. usf.

Alles Zukunftsmusik? Ja, klar, die Frage ist nur, ist das die Zukunft in einem oder in fünf Jahren?
Mehr? Hier! Kaywa-Reader, QR-Code-Generator, Interview beim Elektrischen Reporter