Köpfe gesucht, Kapital und Ideen vorhanden

Sind wirklich Köpfe die knappste Ressource in einem rohstoffarmen Hochlohnland mit vier Millionen Arbeitslosen? Wenn ich auf unsere offenen Stellen schaue, dann sieht es so aus. Aber es wird noch krasser.

Es scheint, als ob Kapital, Kontakte und Ideen im Überfluss vorhanden seien – und nur die Leute fehlen, die damit etwas anfangen können. So schreibt Jens Kunath heute:

Da wird immer wieder von den genialen Gründern gesprochen, die super Ideen haben nur leider kein Geld zur Verfügung gestellt bekommen. Ich bin seit 3 Monaten intensiv auf der Suche nach genau diesen Gründern, die unternehmerische Fähigkeiten haben und die Portion eigenen Antrieb. Bisher habe ich sehr wenige kennengelernt.

Nun kann es natürlich sein, dass Jens Kunath und SinnerSchrader zwei Outlaws sind, von denen kein Mensch auch nur ein Stück Brot nehmen möchte. Kann sein. Kommt mir aber nicht übermäßig wahrscheinlich vor.

Für wahrscheinlicher halte ich, dass wir hier einen ersten Vorgeschmack auf das bekommen, was uns im alten Europa in den nächsten Jahrzehnten bevorsteht. Köpfe werden knapp.

Das Programm ist da

Die re:publica ist Geschichte, die next07 steht bevor. In den letzten Wochen haben wir, allen voran Mark Pohlmann, kräftig am Programm gearbeitet. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen:

Ein genauer Blick ins Programm wird die eine oder andere Neuigkeit zu Tage fördern. Dazu später mehr.

Änderungen im Detail sind noch möglich und zu erwarten, aber der zeitliche Rahmen steht fest:

  • Einlass ab 8.30 Uhr
  • Begrüßung um 9.15 Uhr
  • Erste Keynote um 9.30 Uhr
  • Schlusspanels um 18.00 Uhr
  • Kongressende um 19.00 Uhr
  • Partybeginn um 20.00 Uhr

Höflichkeit ist optional

Der Fischmarkt ist seit jeher sehr zurückhaltend in Sachen Metablogging. Doch aus Anlass der seit Menschengedenken größten Metablogging-Veranstaltung auf deutschem Boden sei eine Ausnahme gemacht.

Warum ein Code of Conduct für die Blogosphäre nicht funktionieren kann, sagt keiner so schön und treffend wie Tony Long, der Luddite vom Dienst bei Wired:

Civility? They’re proposing a code of conduct for the blogosphere to ensure civility online?

Who’s kidding who here?

Before you can expect a bunch of utterly spoiled, self-indulgent bloggers (i.e. the kind who indulge in their online mudslinging) to practice civility, you might try restoring a bit of it to what passes for civilization these days.

Civility is all about self-restraint. It’s not about being told by someone else to say „no,“ but finding the inner resolve to say it to yourself. Call it self-discipline. Call it having a little class. Whatever name you give it, it’s almost completely absent from modern society.

And in a culture where idolatry of the crass and vulgar encourages the mantra of instant gratification and me-so-important, what the hell do you expect?

Which is why Tim O’Reilly’s proposal for a code of conduct won’t fly.

Unfortunately, you can’t just pass a bunch of rules to make incivility go away. Someone who has been getting his way since he was 2 and has grown up into a self-involved, bombastic narcissist isn’t going to have a come-to-Jesus moment just because he’s offended somebody’s sense of etiquette. You can put earrings on a hog but it’s still a hog, y’know?

So trying to impose some sort of artificial code on the blogosphere is pretty much a waste of time. Love the sentiment, though.

Wer weiterliest, findet auch gleich noch einen netten Rant zum Verhältnis von Blogging und Journalismus.

Der den Long Tail reitet

Warum ist das Spreadshirt-Geschäftsmodell so erfolgreich, seinen Kunden einen Teil der Herstellung zu überlassen?

Weil unsere Kunden einerseits das T-Shirt als Medium entdeckt haben und dass man da ohne großen Aufwand viele bunte lustige Sachen draufdrucken lassen kann – und wahrscheinlich, weil sie satt hatten, dass ihnen andere vorschreiben, was cool und lustig ist.

Sagt Lukasz Gadowski, Gründer von Spreadshirt, im next07-Interview.

Natürlich könnte man jetzt wieder die große 2.0 Keule rausholen und sagen, dass wir den Long Tail reiten: ‚Demokratisierung der Produktionsmittel‘, Vereinfachung der technischen Infrastruktur, Verringerung der Kosten, user-generated Content, Do-it-yourself, MeCommerce, Social Commerce, äh – fehlt noch was Wichtiges?

Das ganze Interview hier.

Schreiben wir für Google?

Sam Zell, vor kurzem Eigentümer einer Reihe großer US-Tageszeitungen geworden, hat mit einer kleinen Bemerkung für große Erregung gesorgt:

„If all of the newspapers in America did not allow Google to steal their content, how profitable would Google be?“ Zell said during the question period after his speech. „Not very.“

Dagegen ist leicht eingewendet, dass Google News nur Überschriften und Textauszüge verwendet und ansonsten direkte Links zur Quelle setzt. Von Diebstahl keine Rede.

Aber: Wenn Google tatsächlich das Betriebssystem der Werbung baut (und das hat Eric Schmidt nun bestätigt), dann muss die Frage vielleicht etwas anders gestellt werden:

It could be that Zell is brilliant, and is saying something that simplifies the truth to make a bigger point, and he doesn’t mind if you think he’s inept if some people get the bigger picture — which is he thinks of the Internet and Google as being the same thing, and you know what — I bet a lot of other people do too, and they have a point. Like the public radio stations, maybe we’re fooling ourselves if we think we’re not writing for Google, as they are fooling themselves into thinking they’re not creating for NPR. We want to cling to our theory that each of us is independent of the others, but what if he’s right, and it’s us vs them.

„Für wen schreiben wir? Und warum?“, fragt Doc Searls:

All kinds of deals may be possible between news organizations and Google. Some conceivably could alter the simple matter of who we’re writing for. It might not just be ourselves.
If Web = Google comes to look like a fact for a critical mass of people and organizations, then we will all become part of the same commercial ecosystem: one controlled by a single company.

Jedem sein eigenes Radioprogramm

Dr. Stefan Glaenzer, Serien-Entrepreneur und Chairman des Radiosenders last.fm, spricht auf der next07 im Track Vom E-Business zum Me-Business.
Im next07-Interview erklärt Glaenzer, wie sich bei last.fm der Weg der Musik vom Produzenten zum Hörer ändert und sagt über den last.fm-Hörer:

Er soll sein Verhalten nicht umstellen, er soll einfach Musik hören wie bisher. Wir erstellen aus seinem Hörverhalten sein eigenes Musikprofil. Wir analysieren dieses Profil, vergleichen es mit Millionen anderer Profile und können dadurch die richtige Musik empfehlen – dabei gehen wir so weit, jedem sein eigenes, individualisiertes Radioprogramm anzubieten.

Und über die Musikproduzenten:

Auf der technologischen Ebene ist es heute einfacher und günstiger, Musik zu produzieren. Früher mussten die Produzenten auf der Suche nach ihren Hörern erst durch den Expertenfilter. last.fm kann Produzenten und Hörer nun direkt zusammenbringen.

Warum Marketing in Second Life nicht funktioniert

Dass die Marketing-Aktivitäten von Unternehmen in Second Life meist auf nur geringe Akzeptanz stoßen, wissen wir spätestens seit einer Studie der Hamburger Agentur Komjuniti – nomen est omen: sie baut Communities. Komjuniti hat 200 Avatare in Second Life nach ihrer Meinung gefragt, das Ergebnis war eher niederschmetternd.

Wagner James Au liefert bei GigaOM jetzt drei Gründe dafür. Die ersten beiden sind eher marketingtechnischer Natur, aber beim dritten geht es dann zur Sache:

To play in Second Life, corporations must first come to a humbling realization: in the context of the fantastic, their brands as they exist in the real world are boring, banal, and unimaginative. Car companies are trying to compete with college kids who turn a virtual automotive showroom into a 24/7 hiphop dance party, and create lovingly designed muscle cars that fly, and auction off for $2000 in real dollars at charity auctions.

Fashion companies have it even harder. A thriving homegrown industry of avatar clothing design (free of production costs and overseas mass production) already exists, largely ruled by housewives with astounding talent and copious amounts of time, and since the designers are popular personalities in Second Life (whose avatars become their brand), they enjoy– and frankly deserve– the home team advantage.

Faced with such talented competition, smart marketers should concede defeat, and hire these college kids and housewives to create concept designs and prototypes that re-imagine their brands merged to existing SL-based brands which have already proved themselves in a world of infinite possibility. Or as the Komjuniti study suggests, they can keep building sterile shopping malls, and continue wondering why Residents prefer nude dance parties, giant frogs singing alt-folk rock, and samurai deathmatches– and often, all three at the same time.

Wie Produkte und Geschäftsmodelle aussehen, die in Second Life tatsächlich funktionieren, darüber spricht Rainer Mehl, Leiter Strategy & Change Consulting bei IBM Deutschland und Nordosteuropa, im Track Parallelwelten auf der next07. Er untersucht, womit reales Geld verdient werden kann und betrachtet Second Life als Möglichkeit, zukünftige Geschäftsmodelle zu testen und bestehende zu erweitern. Zahlreiche Forscher, Ingenieure, Entwickler und Berater von IBM arbeiten bereits in Second Life.

Konvergenz findet endlich statt

„Neu ist in Zukunft, dass TV-Marken jedem Zuschauer sein persönliches Programm zusammenstellen“, sagt Tobias Trosse im Interview zur next07. „Individualisiertes Fernsehen wird die spannendste und bedeutendste Errungenschaft für den Zuschauer.“
Die Basis des Ganzen: Da Konvergenz endlich stattfindet, kann der Fernseher künftig so bedient werden wie heute der Internet-PC – als PC mit großem Monitor. Und:

User-generated Content oder auch Prosumer Content sind Modewörter und werden in punkto Fernsehnutzung massiv überschätzt. User-generated Content wird nur einen geringen Teil ausmachen, und es ist gefährlich, ihn als Allheilmittel zu sehen. Im Übrigen ist der „user-generated Content“ auf den gängigen Videoplattformen meist lediglich „user-recorded Content“.

Der Geschäftsführer von Televised Revolution spricht im Track Medien 2.0 auf der next07 über seine Mitarbeit an der Zukunft des Fernsehens.

Spreadshirt ist kein Web 2.0

Brisante Enthüllungen von Lukasz Gadowski. Und es kommt noch besser: Die next07, auf der er referieren wird, ist kein Web-2.0-Kongress.
Der Begriff Web 2.0 ist in Deutschland nicht über das Stadium relativ unreflektierter Begeisterung hinausgekommen, gepaart mit bräsiger Ernüchterung nach dem Motto „Das haben wir doch schon immer so gemacht“. Vermutlich haben einfach zu wenige Leute Tim O’Reilly gelesen (und verstanden).
Web 2.0 war 2006. In Deutschland.

Nix geht mehr ohne den Konsumenten

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„Die Marken müssen raus aus ihrem Elfenbeinturm“, sagt Trendforscher Nils Müller im Interview zur next07. Der Gründer von TrendONE spricht auf der next07 die Visionary Note.
Der Schlüsseltrend Media 3.0 hat Web 2.0 abgelöst, erklärt Müller:

„Media 3.0 bedeutet ‚Jump in’ – jeder lebt im Medium und verschmilzt mit dem Medium. In Web 1.0 war man Zuschauer, in Web 2.0 konnte man als Direktor bestimmen, was passieren soll – und in 3.0 ist man selbst der Darsteller in den virtuellen Welten.“